#abcEtüden 6.7.22: Echt jetzt? (2)

Hier kommt der 2. Teil – den 1. Teil findest Du hier https://mutigerleben.wordpress.com/2022/02/12/abcetuden-6-7-22-echt-jetzt-1/

 

„Also gut“.
Nina seufzt. „Ich habe Gartenzwerge als Kind kennengelernt. Sie standen in den Gärten und boten ein Bild von Harmonie. Hinter der Tür aber waren die Menschen stockkonservativ. Jeden Samstag wurde die Straße gekehrt. Alles musste picobello sein (es könnte ja jemand vorbeikommen). Mädchen und Frauen mussten brav sein. Ohne Widerspruchsgeist. Der Mann war der Herr im Haus, der sich zuerst Essen nehmen durfte und das einzige Stück Fleisch bekam. Sein Wort war Gesetz. Prügel waren an der Tagesordnung. Die Frauen waren Hausmütterchen – und so sollten sie für die Herren der Schöpfung auch sein. Man war fromm und rechtschaffen, hielt <sein Sach‘> in Ordnung und über die Familie sprach man draußen nicht. Nie. Das ging mir schon als Kind gegen den Strich. Bist du jetzt zufrieden?“
„Nein, bin ich nicht. Und was du sagst hat nichts mit mir zu tun! Es sagt nur über die was, die mich aufgestellt haben“.
„Das stimmt, aber für mich gehört beides zusammen und wenn ich einen Gartenzwerg sehe, kann ich die Enge von damals wieder fühlen. Das liegt mir quer“.
„Das ist gemein“.
„Jetzt blas dich mal nicht so auf, du Gartenzwerg. Haben wir uns verstanden?“
Der Zwerg schweigt beleidigt.
„Seit wann führst du denn Selbstgespräche, meine Liebe? Bist du krank? Du wirst doch wohl nicht mit dem Zwerg sprechen?“, fragt die Nachbarin, die plötzlich hinter Nina steht.
„Nein, bin ich nicht“.
Sie dreht sich um, packt die Nachbarin am Arm und zieht sie mit sich fort.
Morgen schaff ich dich weg, denkt Nina und wirft dem Zwerg einen bösen Blick zu.

 

 

|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG UND VERLINKUNG, UNBEZAHLT|

 

 

 

 

 

Wie lautet Deine Fortsetzung?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

 

Maximal 300 Wörter, die die Begriffe „Zwerg, fühlen, quer“ enthalten müssen. Die Idee stammt von hier: Schreibeinladung für die Textwochen 06.07.22 | Wortspende von Kain Schreiber | Irgendwas ist immer (wordpress.com) 

 

 

7 Kommentare
  1. Christiane
    Christiane sagte:

    Wenn man sich das mal vorstellt, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass die Leute, also wir, so getickt haben! Eigentlich müssten wir total stolz sein, dass es nicht mehr so ist, aber kann es sein, dass wir das nicht so richtig überzeugend weitergegeben haben? 🤔😉
    Regenmorgenkaffeegrüße 😁🌧️☕🍪👍

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Christiane, danke.
      Ja, das habe ich ja alles noch erlebt.
      Und ja, ich bin schon stolz darauf, dass ich eine Menge anderer Sachen weitergegeben habe.
      Allerdings es ist verflixt: Vieles vererbt sich über die Generationenfolge weiter – vor allem, wenn Nachkommende nciht versuchen wollen zu verstehen.
      Liebe Grüße
      Judith

      Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Gedanken: hier und hierMaren auf Ich lache mich gesund: hierJudith auf Mutiger leben: hier und hierChristian auf Wortverdreher: hierLene auf HerzPoeten: hierMeine (Christiane) auf Irgendwas ist […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Werner Kastens Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert