Herbst-Tagebuch: 6. Oktober 2022

08:40 Uhr: Anfang

Während sich der Himmel hier in Aufkirch blassblau zeigt, ist er zur Stadt hinunter noch Grau. Der See liegt unter einer „Sahnehaube“ verborgen. An einigen Stellen verliert sie an Festigkeit – langsam schält sich die Mainau aus ihr heraus. Auch Stücke des Bodanrücks tauchen auf. Schwarz-grüne Fläche im Hell. Gerade ist es still. Ich sehe hinaus und begrüße den Tag.

12:05 Uhr: Schön war’s

Das „Schreiben im Café“ war wunderwortreich. „Bewegt“ war das Thema. Es sind Texte entstanden, die mich bewegt haben. Einer vor allem hat es mir angetan. Ich werde ihn noch erweitern und ergänzen. Mal sehen, was dann daraus entsteht. Ich freue mich auf jeden Fall über diesen speziellen Text – und über die anderen Texte auch.

13:55 Uhr: Zeit für mich

Nach dem Essen – auf den Balkon (was für ein Glück) – habe ich meditiert. Dabei ist ein Satz aufgetaucht, den ich mir anschließend notiert habe. Ein Kraftsatz für jeden Tag. Das bedeutet mir etwas.

Gestern Abend habe ich spontan noch ein Herbstbild gestaltet. Ich habe es mir gerade noch einmal angeschaut. Es gefällt mir. Jetzt darf auch noch ein Text dazu entstehen.

19:38 Uhr: Kein Abendlied

Niemand singt mir ein Abendlied. Der Wind hat sich in sein Himmelbett zurückgezogen. Die Vögel stecken ihre Köpfe unters Gefieder. Die Blüten haben ihre Blütenkelche geschlossen. Morgen ist wieder geöffnet. Die Polster der Balkonstühle schlafen den Schlaf der Seligen. Niemand geht mehr spazieren. Kein Lachen. Keine Worte, die durch die Luft schwirren. Kein Abendlied. Sicher – ich kann mir selbst eines singen oder ich kann mir eines aussuchen und es abspielen. Aber: Beides ersetzt nicht den Gesang, das Lied, das mir gesungen wird. Denn darin schwingen Gefühle mit. Dadurch erlebe ich Zuwendung. Da ist jemand für mich da. So ist ein Abendlied mehr als ein Abendlied bin – und es fehlt.