Im Herbstwald
Anni schließt die Türe. Der Wind weht ein Blatt vor ihre Füße.
„Oh, eine Einladung.“
Ihre Mundwinkel heben sich. 300 Meter geradeaus. Die Straße überqueren. Halbrechts abbiegen. Der Wald liegt vor ihr. Herbstbäume winken. Sie lässt sich führen. Die Füße im Laub. Der Blick nach oben. Vorwärts. Blättergeraschel. Ein Vogel zwitschert.
Die rechte Hand steckt tief in der Manteltasche. Hält das Handy umklammert.
Annis Augen sehen die Eichen rechts, links stehen Buchen. Groß und Klein. Nebeneinander. Über ihr ein blaugrauer Himmel.
„Blaugrau wie damals.“ Anni lauscht ihren Worten. Das Herz beginnt einen anderen Takt.
„Weitergehen“, sagt sich Anni. Einen Fuß vor den anderen. Sie sieht sich um. Bäume drängen sich aneinander, wie Küken unter Mutters Flügel. Ein Schutzraum. Bunt. Pilzig. Moosig. Schwere Erde. Sie hält. Trägt.
Annis Füße bekommen Kraft. Sie kann es hören. Spüren. Wie ein Rinnsal, das zum Bach wird, breitet sich Kraft in ihr aus.
Blätterflüstern. Windraunen. Still. Hinterm Baum eine Bewegung. Ein Hase.
Anni atmet ein. Herbstluft. Kalt. Wie eine Erfrischung an Sommertagen. Sie sieht nach oben. Die Sonne ist gewandert. Nach rechts. Ins Tief.
Anni dreht sich um. Geht zurück. Anders und gleich.
Die rechte Hand lässt los.
Wie lautet deine Geschichte mit der Überschrift „Im Herbstwald=“
Dieser Text und das Bild sind in der heutigen Schreibwerkstatt „Vom Zauber des Herbsts“ im Bildungszentrum in Singen entstanden.
Wir haben mit den Fingern den Wald gestempelt und dazu eine Geschichte geschrieben.
Bild und Foto: © Judith Manok-Grundler


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