#Writing Friday: Endlich!
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Klara schmiss das Bild an die Wand, es war nun Zeit für eine Änderung – genauer, sich endlich abzunabeln. „Ich pfeif auf euch. Auf euch alle!“ Sie schenkte dem Familienbild keinen Blick mehr. Kehrte den Scherben den Rücken. Verließ das Zimmer. Sie stieg die beiden Stockwerke hoch in ihr Zimmer. Durch das Dachfenster drang der Abend ins Zimmer. Es interessierte sie nicht.
Klara griff nach dem Koffer und ihrer Handtasche. Sie vergewisserte sich mit einem Blick, dass sie alles Wichtige eingepackt hatte und ging. Dieses Mal stieg sie hinab. Der Koffer war schwer, aber die Wut gab ihr Kraft. Unten nahm sie den Mantel von der Garderobe. Schlüpfte hinein. Knöpfte Knopf für Knopf zu. Langsam. Bewusst. Jeden einzelnen Knopf. Dann verließ sie das Haus.
Ließ die Mutter, die sie seit 32 Jahren mit ihren unerfüllbaren Ansprüchen traktierte, zurück. Ließ den Vater zurück, der zu jedem Unrecht schwieg und sich aus allem heraushielt. Ließ die Ansprüche der Geschwister zurück, die sich längst abgesetzt hatten, aber von ihr forderten, für die Eltern zu sorgen. „Eine muss es ja machen“, hieß es, wenn sie wieder einmal Anordnungen erteilten.
Sie ließ jede Abwertung und Erniedrigung dort, die sie im Lauf der Jahre erfahren hatte. All die verbalen Schläge auch. Und sie ließ die Ohrfeige zurück – die von heute Morgen. „Das ist die letzte Ohrfeige, die ich bekommen habe!“ Das hatte sie sich geschworen, als sie zur Arbeit gefahren war.
Klara stieg ins Auto. Fuhr die paar Kilometer zu Sabine, ihrer Freundin und Kollegin. Ohne lange zu fackeln, hatte Sabine morgens „Du ziehst heute noch in mein Gästezimmer“ gesagt, als Klara von ihrem Tageseinstieg berichtete.
Direkt vor dem Haus fand Klara einen Parkplatz. Sie nahm Koffer und Handtasche. Schloss das Auto ab. Ging zur Haustüre. Läutete. Sabine riss die Tür auf. Zog sie in ihre Arme. Sagte „Endlich!“
Anmerkung: Mir ist natürlich bewusst, dass sie das nicht alles zurücklässt – vieles wird sie mitnehmen und bearbeiten müssen. Aber: Das räumliche Zurücklassen ist ein erster wichtiger Schritt für ein innerliches Zurücklassen.
Hier kommt ein Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/category/meine-wochenaktionen/writing-friday/, den ich bei https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute habe ich mich dafür entschieden: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “Klara schmiss das Bild an die Wand, es war nun Zeit für…” beginnt.
Was fällt Dir zu dem Satzanfang ein?
Foto: © Erwin Grundler, Überlingen
Räumliches Zurücklassen ist immer der erste Schritt. Den Rest kann man nur mit sich ausmachen, ob mit oder ohne Therapeut. Eine schöne Aufbruch-Geschichte. Man spürt die Entschlossenheit und die Wut.
Liebe Katharina,
danke dir.
Und weißt du, es braucht manchmal so lange, bis die Entschlossenheit gereift ist (dazu braucht es die Wut, meiner Erfahrung nach). Ich erlebe das immer wieder mal – nie ganz genau so, diese Geschichte ist zu 100% erfunden – aber grundsätzlich gibt es Ähnliches ja in den verschiedensten Ausprägungen.
Liebe Grüße
Judith
Das war nötig – sobald man den Ort verlässt, der einen gefangen hält – kann es nur aufwärts gehen.
Liebe Rina,
da hast du recht.
Und dann ist es wichtig, an den „Fesseln“ zu arbeiten. Aber der Aufbruch ist tatsächlich DER Schritt, weil ihm Akzeptanz der Situation vorausgeht.
Dir einen schönen Tag.
Herzliche Grüße
Judith