abc.Etüden 02/03.20: Die Entscheidung

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Max. 300 Wörter, die die drei Begriffe Skiurlaub, mickrig und kommandieren enthalten müssen.  Die Idee stammt von Christiane und die Begriffe für die Schreibwochen 2 und 3/2020 auch. Und hier ist meine erste Etüde …

 

Endlich fertig. Ada reibt sich die schmerzenden Arme. Geht zum Fenster. Schaut hinaus. „Wieso habe ich mich auf diesen Skiurlaub eingelassen?“ Sie schüttelt den Kopf. „Du bist so ein Schaf!“, sagt sie zu ihrem Spiegelbild in der Fensterscheibe. „Hast du wirklich geglaubt, hier wäre es anders?“

Sie spürt, wie sich Resignation um sie legt. „Ich geh mit Hannes gleich los zum Rodeln. Du kannst inzwischen das Auto ausräumen, einkaufen gehen und etwas Feines zum Essen kochen. Wenn wir zurückkommen, haben wir sicher einen Bärenhunger“, hatte er gesagt und war gegangen. „Kommandieren konnte er schon immer!“ Ada sagt es laut. Es spielt keine Rolle. Niemand hört sie.

Und doch: Heute ist etwas anders. Sie spürt, wie sich etwas in ihr regt. Sich windet wie eine Schlange. Farbe annimmt, wie ein Keimling. In die Höhe und Breite schießt. Wie ein Kugelblitz. Rot und heiß und stark. „Das ist Wut“, erkennt sie. Früher kannte sie sie gut. Sie erinnert sich, wieviel Stärke ihr die Wut verliehen hat. Da war sie wer. Da traute sich niemand, ihr „Ada ist mickrig, Ada ist klein, Ada ist übrig und ganz allein“ hinterher zu rufen.

„Hallo Wut“, sagt sie. „Gibt es dich doch noch?“ Eine Antwort bekommt sie nicht. Die Wut breitet sich aus. Ada heißt sie willkommen. Sie schlüpft in Mantel und Stiefel, greift nach ihrer Handtasche und ihrem Koffer und verlässt die Pension. Sie läuft, als ob sie Flügel hätte. Findet sich am Bahnhof wieder. Steigt in den nächsten Zug. Fährt fort. Stunde um Stunde weiter weg und doch immer näher. Zu sich.

 

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Was würde Dir zu den Worten einfallen?


Text: © Judith Manok-Grundler, 07.01.2020
Foto: © Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch
13 Kommentare
  1. Christiane
    Christiane sagte:

    Herzlich willkommen bei den Etüden-Verrückten, liebe Judith! Dein Einstieg ist perfekt, es hat sogar bei mir gepingt (bekommen nicht alle hin), und deine Geschichte ist eine von denen, wo man glaubt, die Protagonistin zu kennen. Ich frage mich jetzt: Wird sie zurückgehen? Wann? Unter welchen Bedingungen? Was ist vorher passiert, das das Fass zum Überlaufen brachte?
    Du weißt bestimmt schon, dass du mehrere Etüden mit den gleichen Wörtern schreiben kannst. Wenn du also magst, böte sich eine Fortsetzung an. Oder, natürlich, etwas komplett Neues – es liegt bei dir. Erst mal freue ich mich über deine erste Etüde. Hurra! 😁
    Liebe Grüße
    Christiane 😀☕🍪👍

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Die Freude ist ganz meinerseits, liebe Christiane.
      Vielen Dank für deine Rückmeldung – es freut mich von dir zu lesen – und gleich so viele Fragen…
      Mal sehen, was da kommt; du bist nicht die Einzige, die an einer Fortsetzung interessiert wäre. Häufig lasse ich solche Enden stehen, dann kann sich jede ihre/jeder seine Gedanken machen. Aber öfter mal was Neues – vielleicht kommt ja auch noch was nach – klingt zumindest nach einer spannenden Herausforderung.
      Abendgrüße zu dir
      Judith

      Antworten
  2. Werner Kastens
    Werner Kastens sagte:

    Ski_ oder Campingurlaube oder allgemein sehr enges Zusammensein und Beibehaltung der eingefahrenen Rollenverteilung mit Spass für die Einen und Pflichten für den/die Andere/n neigen immer zu spontanen und längst fälligen Explosionen.
    Auch in Deiner Geschichte sehr schön herausgearbeitet.

    Antworten
  3. mutigerleben
    mutigerleben sagte:

    Liebe Tanja,
    Danke dir für deine Rückmeldung.
    Es wird am Mittwoch eine Fortsetzung geben – mit offenem Ende, weil ich ein offenes Ende liebe. Das regt an und kann einen eigenen Prozess in Gang setzen.
    Herzliche Grüße und einen schönen Restsonntag
    Judith

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