#abcEtüde 36/37.22: Warum nur?
Brechreiz überkam sie, als sie die Tür des Hauses öffnete. Wie lange hier niemand mehr war? Sie zog ihren Schal über Mund und Nase. Griff nach dem Lichtschalter neben der Tür. Natürlich ging kein Licht an. Ganz langsam tastete sie sich voran. Fenster öffnen, schnell. Der Gedanke trieb sie an. Wenig später stieß sie den Laden zurück. Ein Lichtstrahl schnitt eine Schneise ins Dämmerlicht des Wintertags. Ob die Taschenlampe noch in der Schublade des Eichenschrankes liegt? Nein. Leer. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche. Das Licht der Taschenlampe leuchte grell. Sie sah sich um. Offenstehende Türen. Leere Regale und Schrankfächer. Alles verstaubt. Spinnweben in den Ecken. Sie hingen von der Decke. Das weinrote alte Samtsofa war unter all dem Staub nicht zu erkennen. Sie ging ins Bad, ins Schlafzimmer, ins Gästezimmer und ins Arbeitszimmer. Überall dasselbe. Leer. Wer hier aufgeräumt hatte, war gründlich gewesen. Der Gestank konnte nur aus der Küche kommen. Sie zwang ihre Füße vorwärts. Die Türen des Kühlschrankes und des Vorratsschranks standen offen. Im Schrank tummelten sich Mäuse. Grüngrauer Schimmel wuchs über den Tisch. Bedeckte den Kühlschrank. Der Müll im Eimer lebte.
„Was zum Teufel? Wieso haben meine Schwestern hier nicht aufgeräumt?“ Sie fand keine Antwort. Tränen traten ihr in die Augen. „Sie wussten doch, dass ich nicht kommen kann. Warum haben sie nichts gesagt?“ Sie drehte sich um. Floh aus der Küche. An der Garderobe hing ein Schild. Löcher waren in den Karton gefressen, so dass sie die Worte nur schwer buchstabieren konnte: <Ni___s m_r mi_ anschmiegsam, Püppi. J___t i_t _s an D__, den Dr__k ausz__äu__n>. Sie stürzte zur Haustür hinaus. Zog die Karte ihrer Schwestern aus der Tasche. „Du musst nach Hause kommen, Süße. Du fehlst. Wir müssen doch zusammenhalten. Küsschen, Tamara und Bille“.
Und ich hab gedacht, sie meinen das ernst.
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Wie bringst Du die drei Wörter unter?
Foto: © Erwin Grundler
Maximal 300 Wörter, die die Begriffe „Brechreiz, anschmiegsam, buchstabieren“ enthalten müssen. Die Idee stammt von hier: https://365tageasatzaday.wordpress.com/2022/09/04/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-36-37-22-wortspende-von-ludwig-zeidler/
Nichts mehr mit anschmiegsam, Püppi, jetzt ist es an dir, den Dreck auszuraeumem
Scheiße … zu spät !!
U_d I_h w__lt_ d__h d__ Lo__bÄren !
Die LorBären wolltest du? Die verwelken doch alle nur!
Grins…
Und du bekommst dennoch einen Lorbärkranz – so wie Werner auch.
Sonnige Grüße
Judith
Möge der Lorbärkranz euch beide adeln…
So schnell verwelken die nicht.
Judith
So ist es, lieber Werner. Danke dir.
Samstagsmittaggrüße
Judith
So lese ich das. Giftende Schwestern sehe ich. Mir graust es.
Auch damit hast du recht.
Soll es öfter geben, als wir denken.
Liebe Grüße
Judith
Puh, harter Tobak. Und dieser letzte Satz, der zieht mir die Schuhe aus. Sehr gut. 👍👍👍
Morgenkaffeegrüße ☁️🌳🍃☕🍪👍
Lieben Dank, Christiane.
Ich stelle sie mir als die Jüngste vor – von den Eltern verhätschelt und einfach lieb und gutgläubig.
Der letzte Satz musste sein.
Liebe Grüße
Judith
Das klingt so, als ob so ein Verhalten der Schwestern normal wäre. Ist es das?
Abendgrüße! ;-)
Ich glaub, das gibt es öfters, als uns bewusst ist.
Liebe Grüße
Judith
Feine Geschichte, spannend … ;-)
Vielen Dank dir, das freut mich sehr.
Liebe Grüße
Judith
mir zieht sich grade alles in mir zusammen
Danke dir, das kann ich nachvollziehen.
Liebe Grüße
Judith
Hässliche Vorgänge, aber eine einzigartige Beschreibung zur Verwendung der drei gegebenen Wörter. Das wünscht man niemandem, nach dem Tod der Generationen zuvor bezüglich der Familienbande dermassen desillusioniert zu werden.
Vielen herzlichen Dank für dein Kompliment. Das freut mich sehr, dass dir meine Beschreibung gefällt.
Sonnige Nachmittagsgrüße
Judith