#abcEtüden 40.41.2021: Streitereien
„Ja, ich weiß“, sagt Helena zu Tom. „Du willst mir wieder suggerieren, dass das Leben schwer ist und ungerecht und hart und schlecht und sperrig und verquer und…“
Tom verdreht die Augen. „Nein, sag es bloß nicht. Ich kenne deine Leier. Das stimmt ja, aber… so geht das bei dir dauernd. Du bist eine verblendete Romantikerin, die in einer selbst geschaffenen heilen Welt lebt und sich die Dinge so hinbiegt, wie sie sie gerade braucht. Du spielst die berühmten drei Affen in einer Person. Mach doch mal die Augen auf, Dummerle“.
Helena steht auf.
„Ich glaube, es ist besser, wenn ich gehe. Auf dieses Gespräch habe ich keine Lust. Seit Wochen führen wir es regelmäßig – und landen zuverlässig im Streit. Dann redest du nicht mit mir, bis ich einlenke. Und dann reicht es für einen Tag Ruhe, bevor es von vorne losgeht. Welcher Geheimkünstler da seine Finger im Spiel hat?“
Helena geht zur Tür.
Tom schreit ihr nach: „Dann hau doch ab, du Mondkalb, du“.
Helena zuckt mit den Schultern. Wischt sich eine Träne ab und sagt: „Weißt du Tom, unterschiedlicher Meinung zu sein, ist in Ordnung, aber es rechtfertigt nicht die Art, in der du mit mir redest. Und nur dass du es weißt: Mir ist wohl bewusst, dass das Leben all das sein kann, was du sagst – aber es ist eben nur ein Teil davon. Denn für mich gibt es noch andere Lebensaspekte, die auch wahr und wichtig sind“.
Sie geht hinaus. Zieht die Tür leise ins Schloss. Hört, wie etwas gegen die Tür poltert.
„Nein, ich lasse mir meine blühende Seele nicht kaputtreden – von niemandem“.
|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG UND VERLINKUNG, UNBEZAHLT|
Wie würdest Du die drei Wörter unterbringen?
Foto: © Erwin Grundler, Überlingen
Maximal 300 Wörter, die die Begriffe „Geheimkünstler, suggerieren, sperrig“ enthalten müssen. Die Idee stammt von hier: https://365tageasatzaday.wordpress.com/2021/10/03/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-40-41-21-wortspende-von-umgebucht/
Ich finde jede:r hat das Recht einem Gespräch, welches ihr/ihm nicht gut tut, auszuweichen. Das beinhaltet aber auch, im Nachhinein nicht über die/den andere:n herzuziehen. Leider wird beides oft miteinander verbunden. Beim Deiner Protagonistin jedoch bin ich sehr optimistisch. 😊🙏
Lieber Christian,
Ja, da hast du recht – dieses hinterher Gerede und das „über die anderen herziehen“, ist schrecklich.
Meine Protagonistin gehört nicht dazu – ich hoffe aber, sie überlegt sich, ob nicht vielleicht ein Ende der Beziehung angesagt wäre.
Mal sehen.
Liebe Grüße
Judith
Oder doch NOCH ein klärendes Gespräch? Es schien ja schon einige Anläufe gegeben zu haben, aber manchmal … 😊
Oder so…
Ich weiß es noch nicht – vielleicht gibt es ja wieder eine Fortsetzung; vielleicht aber auch was ganz anderes.
Liebe Grüße
Judith
Schreiben ist eben immer wieder unvorhersehbar!
Liebe Grüße
Christian
Stimmt – wie so vieles im Leben eben auch.
Liebe Grüße
Judith
Das klingt nach einer diesen typischen Diskussionen, wo es überhaupt nicht um das geht, worüber man streitet, und wo alle nur ihren Frust ablassen. Schade. 😏
Prima geschrieben! 😁👍
Abendgrüße 😁✨🍷🧀🍪👍
Und die gibt es leider viel zu oft…
Liebe Christiane,
vielen Dank für Dein Lob.
Herzliche Abendgrüße zu dir
Judith
Welcher Geheimkünstler da seine Finger im Spiel haben mag, das jemand mit seinen Partner immer wieder, geradezu wie anfallsweise kritisiert, ist eine durchaus berechtigte Frage. So viele Freunde und Verwandte argumentieren oft aus den unterschiedlichsten Gründen im Hintergrund, bis sie eine Beziehung torpediert haben: eine interessante, gut vorstellbare Verwendung des Wortes.
Liebe Puzzleblume,
danke dir.
Ich fand auch, dass der „Geheimkünstler“ dazu ganz gut passt.
Herzliche Abendgrüße
Judith