#abcEtüden 42.43.22: Ein Trauerspiel

„Was“, fragt Emilio, „soll ich mit der Einladung zum Billard spielen anfangen? Paolo weiß ganz genau, dass ich aktuell nicht ausgehe. Weshalb akzeptiert er das nicht? Immer wieder fängt er damit an. Ich mag Paolo ja auch. Glaub mir, ich enttäusche ihn wirklich ungern. Aber ich verstehe es nicht. <Du musst wieder beginnen, dein Leben selbst zu gestalten, anstatt es nur an dir vorbeiziehen zu lassen>. Bla, bla, bla… als ob das so einfach wäre. Was weiß er denn schon. Er hat ja nicht so ein Mistleben wie ich. Der soll mich in Ruhe lassen. Ich will doch bloß meine Ruhe.“

Das letzte Wort brüllt er so laut, dass Herr Hund, der gerade noch geschnarcht hat, den Kopf hebt. Er schaut Emilio an. Sieht sich im Zimmer um. Lässt den Blick wieder zu Emilio wandern. Sieht ihn an. So, als wolle er ihm etwas sagen. Emilio atmet tief ein. Fährt sich mit den Händen übers Gesicht. Sieht sich selbst im Zimmer um. Die Vorhänge sind zugezogen. Der Fernseher verhängt, die Uhr tickt nicht mehr. Es gibt nichts, was die Ruhe stört. Nur sein Atem und der des Hundes sind zu hören.

Emilio schluckt. Der Blick des Hundes liegt noch immer auf ihm. Dann steht der Hund auf. Geht zur Tür. Wartet. Emilio steht auch auf. Greift durch den Vorhang. Öffnet die Terrassentür. Pfeift. Der Hund kommt nicht. Er steht an der Wohnungstür. Unbeweglich. Und Emilio weiß, wenn er jetzt nicht mit ihm rausgeht…

„Aber ich kann nicht, Herr Hund, das weißt du.“ Doch der Hund bleibt hocken. Eine stumme Aufforderung. Ein <jetzt ist es genug>. Emilio versteht. Es ändert nichts. „Wie konnte es nur soweit kommen“, sagt er, und bricht in Tränen aus.

 

 

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Wie bringst Du die Wörter unter?

Foto: © Erwin Grundler

 

 

 

Maximal 300 Wörter, die die Begriffe „Billard, aktuell, gestalten“ enthalten müssen. Die Idee stammt von hier: https://365tageasatzaday.wordpress.com/2022/10/16/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-42-43-22-wortspende-von-allerlei-gedanken/

0 Kommentare
  1. Christiane
    Christiane sagte:

    Es dauert lange, normalerweise, so zu verhärten, und es dauert ebenfalls lange, wieder weich zu werden.
    Gut, dass er einen Freund hat.
    Gut, dass es Herrn Hund gibt.
    Funfact: Ich kannte mal einen Blogger namens „Herr Hund“. Der Blog ruht, aber er hat mit der Dame seines Herzens einen ausgezeichnetenBuch-und-Schokolade-Laden in Berlin 🧡
    Mittagskaffeegrüße! ⛅🍁☕🍪🍂👍

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    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Danke dir, liebe Christiane,
      das stimmt, es bracuht viel, viel Zeit um so zu werden und etwas verändern können.
      Das mit „Herr Hund“ hat mich zum Schmunzeln gebracht.
      Liebe Grüße
      Judith

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