abcEtüden 46.47.22: Erinnerungen kommen, wann sie wollen…

 

„Kind, streng dich doch ein wenig mehr an. Wenn du eine richtige Biskuitrolle machen willst, musst du üben, üben, üben! Solange du das nur halbherzig machst, wird sie dir nicht gelingen. Schau mal, deine Schwester kann das doch auch!“
Svea rollt mit den Augen. „Ja. Ja. Das hast du schon tausend Mal gesagt. Und ich weiß auch, dass du und meine Schwester sie schon mit 10 Jahren perfekt konntet. Ihr seid ja so toll. Aber ich bin ich und nicht du oder sie!“
„Aber, Svea, du weißt doch, was du jetzt nicht lernst, wird später viel schwerer. Und überhaupt, der Erfolg wird dich belohnen: Was meinst du, wie sich dein Freund über deine Biskuitrolle freuen wird? Du siehst ja, wie gern er unsere ist. Der liebt dich dann gleich noch ein wenig mehr.“
Svea schüttelt den Kopf. „Du kapierst es nicht, oder? Der soll mich lieben, weil ich ich bin und nicht, weil ich eine tolle Biskuitrolle backen kann. Zum letzten Mal, Mama, ich habe keinen Bock auf dein Geschwätz!“
Svea dreht sich um. Verlässt die Küche. Schlägt die Tür hinter sich zu. „So ein Sch…“, murmelt sie, „als ob Frauen nur backen und kochen könnten. Wann dürfen Mädchen sie selbst sein und müssen nicht mehr irgendwelchen Rollenvorbildern nacheifern?“

 

 

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Ich habe leider kein Foto einer Biskuitrolle – ich dachte, ein anderer Kuchen tut es auch. Und übrigens – ich kann inzwischen eben doch eine hervorragende Biskuitrolle – später selbst gelernt…


Wie bringst Du die drei Wörter unter?


Foto: © Erwin Grundler

 

 

Maximal 300 Wörter, die die Begriffe „Rolle, halbherzig, belohnen“ enthalten müssen. Die Idee stammt von hier: Schreibeinladung für die Textwochen 46.47.22 | Wortspende von blaupause7 | Irgendwas ist immer (wordpress.com)

 

 

0 Kommentare
  1. Christiane
    Christiane sagte:

    Es ist so schwer, da zu differenzieren. Sicherlich geht die berühmte Liebe durch den berühmten Magen, und Kochen und Backen gehört zur klassischen Rolle der Frau, ebenso wie der klassische Mann erwarten kann, bekocht und bebacken zu werden. Und schließlich schmeckt es einem ja auch selbst …
    Aber dieses Ding von wegen „Möchten dein Kartoffelsalat und du vielleicht zu unserer Feier kommen“, das habe ich seit jeher gehasst. Ich finde, Svea sieht das sehr klar, und ich hoffe, sie rückt nie davon ab.
    Frostige Mittagskaffeegrüße! ⛅❄️☕🍪👍

    Antworten
      • Christiane
        Christiane sagte:

        Wir reden über die klassische Rollenverteilung, wo der Mann das Geld verdient hat und die Frau sich um alles andere kümmerte, und wo Ehen „für immer“ geschlossen wurden. Selbstverständlich hatten da Männer Erwartungen (und Frauen auch), wie sich der*die andere zu verhalten hatte, positiv wie negativ. Und wenn das das gemeinsame Ziel beider war/ist, mag es sogar funktionieren …
        Natürlich sagen wir heute „wie furchtbar“. Aber historisch gesehen ist das der Boden, auf dem wir stehen.
        Morgenkaffeegrüße 🌤️❄️☕🍪👍

        Antworten
      • mutigerleben
        mutigerleben sagte:

        Ja, früher konnte er das schon – und, schlimm genug – es soll auch heute noch oder wieder Männer geben, die ähnliche Erwartungen haben.
        Das ist unsere Herkunft – die sitzt tief.
        Liebe Grüße
        Judith

        Antworten
      • mutigerleben
        mutigerleben sagte:

        Du hast so recht, Christiane – und das ist nicht nur der Boden, auf dem wir historisch stehen, ich nehme auch wahr, dass alles umackern noch Reste davon übriggelassen hat.
        Liebe Grüße
        Judith

        Antworten
      • mutigerleben
        mutigerleben sagte:

        Es ist nicht so deutlich herausgekommen, dass…
        Wie gesagt: Es gibt auch heute davon noch einiges – und nicht immer sind es die Männer, die diese Erwartungen haben. Es gibt genug junge Frauen, die genau das als ihre Aufgabe sehen.
        Liebe Grüße
        Judith

        Antworten
        • Myriade
          Myriade sagte:

          Doch, doch, die gibt es. Wenn sie dabei glücklich sind, ist ja nichts dagegen zu sagen solange sie ihre finanzielle Unabhängigkeit nicht aus den Augen verlieren und bei einer Trennung oder spätestens im Pensionsalter sehr üble Überraschungen erleben

          Antworten
          • mutigerleben
            mutigerleben sagte:

            Was ich wahrnehme: Bei vielen ist das gar keine bewusste Entscheidung. Sie schlittern eher so rein und merken irgendwann, was läuft. Aber dann sind Veränderungen schwer hinzubekommen.
            Ansonsten stimme ich dir natürlich zu… Warum nicht, wenn sie dabei zufrieden sind und das, was wichtig ist, vereinbaren können.
            Abendgrüße
            Judith

    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Christiane,
      ich danke dir.
      Und ja, natürlich waren diese Erwartungen früher in großem Maß da – das war unhinterfragt gültig. Ziemlich blöd war es, das als Kind anders zu sehen und zu hinterfragen – kam nicht so gut an.
      Das Mittelmaß zu finden zwischen „Was mache ich, weil ich gern Kuchen esse und was, weil es zu meiner Rolle gehört“ ist nicht ganz einfach und immer wieder neu auszuloten.
      Ja, Svea sieht das schon richtig.
      Liebe Grüße
      Judith

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  2. blaupause7
    blaupause7 sagte:

    Die Einstellung gefällt mir – um unserer selbst Willen geliebt zu werden, ist das nicht das, was wir uns alle insgeheim wünschen?

    Außerdem… was wäre, wenn der werte Herr Süßes verabscheut und auf anderes Wert legt?

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Ich danke dir für deine Rückmeldung.
      Das ist das, was wir uns alle wünschen – undalle auch bräuchten, ja, da hast du recht.
      Ist aber oft leider nicht so.
      Nicht nur die Erwartungen, die wir an verschiedene Rollen haben – sondern auch die, die uns gar nicht bewusst sind, stehen uns da manchmal im Weg.
      Tja – wenn der Herr z.B. gern was anderes hätte? Dann hätten beide ein Problem.
      Herzliche Sonntag-gerade-noch-hell-Grüße
      Judith

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