#abcEtüden 1*2*3*4*5/2024: So ist das Leben
Seit Wochen läuft sie im Krisenmodus. Es begann damit, dass der Backofen still den Geist aufgab. Sie bemerkte es erst, als sie den Kuchen aus dem Ofen holen wollte und der Teig noch flüssig war. Drei Tage später lief das Auto nicht an. Und nein, es war nicht die Batterie wie ihr Mann vermutete. Seit zwei Wochen steht das Auto in der Werkstatt – das dringend benötigte Ersatzteil befindet sich irgendwo auf dem Meer. Zwei Arbeitskolleginnen sind krank. Sie weiß nicht, wann sie die beiden zuletzt gesehen hat – sie weiß nur, dass sie deren Arbeit erledigt. Ihre beiden „Pubertierchen“ sind seit Wochen der Überzeugung, dass Schule und Lernen sie nur vom Leben abhalten. Die Noten, die sie nach Hause bringen, bewegen sich daher im roten Bereich. Ihr Klagen darüber verhallt bei ihrem Mann. „Das wächst sich aus.“
Sie weiß längst nicht mehr, wo ihr der Kopf steht und wie sie ihr Arbeitspensum schaffen soll. Und jetzt sind Weihnachtsferien – für alle, nur nicht für sie. „Wie gern würde ich mir ein, zwei faule Tage machen, das ist nötig“, seufzt sie beim Frühstück. Die „Pubertierchen“ verdrehen die Augen. Ihr Mann steht auf. Küsst sie auf den Kopf und sagt „Du bist eine starke Frau“, dann geht er. „Ich empfehle euch dringend, euer Geschirr abzuräumen“ zischt sie die beiden „Pubertierchen“ an. Dann beginnt sie ihr Tagwerk.
Dezember, 29., vormittags. Sie will noch schnell das Gästezimmer putzen, weil die Schwiegereltern über Silvester zu Besuch kommen. Da stolpert sie übedas Kabel des Staubsaugers und stürzt. Fünf Stunden später bringt ihr Mann sie aus der Ambulanz nach Hause. Das rechte Handgelenk ist gebrochen und einen doppelten Unterschenkelbruch hat sie auch. „Vier bis sechs Wochen werden sie ausfallen“, hat der Arzt gesagt.
Das Gesicht ihres Mannes zeigt noch immer eine unvorteilhafte Grünfärbung.
Wie bringst Du die drei Wörter unter?
Foto: © Erwin Grundler
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Maximal 300 Wörter, die die Begriffe „Krisenmodus, empfehlen, faul“ enthalten müssen. Die Idee stammt von hier: Schreibeinladung für die Textwochen 02*03*04*05**24 | Wortspende von Ludwig Zeidler | Irgendwas ist immer (wordpress.com)
Der Knochen geht so lange zum Brunnen, bis er bricht? Es ist eine Schande, dass immer noch alles auf den Knochen der Frauen ausgetragen wird, als ob das selbstverständlich wäre, dass sie sich nicht nur aufopfern, sondern auch noch die eigene Gesundheit drangeben. Und herzliche Grüße: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie länger als vier bis sechs Wochen ausfällt, ist hoch. Der Mann und die Kids werden Bekanntschaft mit dem Innenleben der Küche machen, es wird nicht ausbleiben … ;-)
Schön, dass du mitgeschrieben hast!
Herzliche Grüße in den Süden! :-D
Danke dir, Christiane.
Ja, da hast du wohl recht und manchmal denke ich, es ist noch viel schlimmer, als es schon war, denn der Anspruch, den viele junge Mütter an sich selbst haben (und den sie durch gesellschaftlichem Druck versprüren) wird immer größer.
Ich finde es gut, wenn Männer und Kinder wissen, wo sich im Haus was findet und wie die Gerätschaften zu bedienen sind.
Liebe Grüße
Judith
Oftmals sehe ich das auch bei meiner Frau: man muss lernen, auch mal NEIN zu sagen. Fällt uns Männern anscheinend leichter.
Danke dir, Werner.
Ja, den Eindruck, dass das Männern oft leichter fällt, habe ich auch – aber Frauen wurden (und werden) anders sozialisiert.
Dabei finde ich ein NEIN so wichtig – das hat ja ganz allgemein auch etwas mit Prävention zu tun.
Liebe Grüße
Judith