Auf Reisen

Noch ein Text vom „Schreiben im Café“ neulich. Das Thema war „Auf Reisen“ und wir schrieben, angesichts der momentanen Situation, nicht über aktuelle Reisen. Eine Anregung lautet: „Reisen ist für mich…“. Dazu entstand dieser Text.

 

Reisen das ist für mich noch immer etwas Besonderes. Ich bin als Kind nicht mit Reisen aufgewachsen. Klar, wir Kinder wurden auf den Bauernhof in Ferien geschickt. Geschickt wohlgemerkt – oder, vielleicht auch verfrachtet. Oder wir waren als Familie zusammen bei meiner Tante in der Schweiz. Auch meine Tante hatte einen Bauernhof. Mein Vater arbeitete gern auf dem Hof – meine Mutter hat im Haushalt geholfen; nähen, flicken, kochen, putzen. Urlaub war das nicht – jedenfalls nicht für meine Mutter.

Italien was damals, als ich ein Kind war, durchaus schon erreichbar war, habe ich nie gesehen – zumindest nicht mit meiner Mutter oder meinen Eltern oder meinen Geschwistern. Nein, als Familie gab es keine Urlaubsreisen für mich und uns – mein Horizont blieb verschlossen.

Aber ich reiste. Ich reiste in Büchern – mit Heldinnen und Helden. Ich litt mit ihnen, freute mich mit ihnen und regte mich auf über Ungerechtigkeiten. Und – ganz wichtig und unvergessen – ich reiste in meiner Fantasie. Ich reiste an Orte, die bunt und vielfältig waren. An Orte, über denen der Duft der Freude lag und die die Farbe des Lockens trugen.

Meist waren es stille Orte. Still wie die Nacht, nachdem das Gewitter abgezogen ist. Es ist nur ein kurzer Moment der Stille – aber es ist ein Moment, in dem alles möglich scheint. Und dann ist er vorbei, dieser Moment und es liegt ein Aufatmen in der Luft. Der angehaltene Zeiger der Uhr tickt <tack, tack, tack> weiter.

An solche Orte reiste ich viel und sammelte Momente.

 

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Was ist Reisen für Dich?

Foto: © Judith Manok-Grundler, Überlingen

 

2 Kommentare
  1. Annuschka
    Annuschka sagte:

    Kommt mir bekannt vor. Auch für mich war Urlaub Luxus als Kind, mein Vater war selbstständig und irgendwie fehlte immer entweder die Zeit oder das Geld oder beides. Meine Erinnerungen an Urlaub mit meinen Eltern beschränkt sich auf zweimal Bayern und einmal Nordsee. Ansonsten nur Verwandtenbesuche im Rheinland.
    Ausgeprägtes Fernweh bescherten mir schon relativ früh die Bücher von Berte Bratt. Ich wollte danach immer unbedingt nach Afrika. Aber wie das Leben so spielt, über den Umkreis von Österreich, Frankreich und in der anderen Richtung Schweden bin ich noch nicht hinausgekommen… Dafür habe ich lange Zeit Bildbände gesammelt. Die enttäuschen einen wenigstens nicht mit einem faden Frühstück und überlaufenem Büffet😉 (Wobei, wir machen nie Hotel-Urlaub). Einen schönen Sommer wünsche ich dir, ob zuhause oder auf Reisen, Anja

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    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Anja,
      Das dachte ich mir schon, dass ich da nicht die Einzige bin. Urlaub hat heute schon einen anderen Stellenwert.
      Dir auch einen guten Sommer, ob mit oder ohne Urlaub.
      Herzlich
      Judith

      Antworten

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