Begegnung
Samstag, 23. Februar. Ein ganz normaler Samstag. Der blaue Himmel und meine Vorfreude auf das Wochenende mit T. und H. wetteifern miteinander. Auf der Autobahn ist wenig Verkehr. Keine Staus. Keine Unfälle. Freie Fahrt unter einem leuchtenden Spätwinterhimmel. Das Ziel suchen. Es finden. Erwartet werden. Begrüßt werden – voller Freude. Gespeist werden. Angekommen.
Samstag, 23. Februar. Ein ganz normaler Samstag. Der Glanz von Freundschaft und Verbundenheit überzieht ihn mit Wärme und Licht. Sich wieder begegnen. Im Austausch sein über das Leben, die Welt, das je Eigene.
Samstag, 23. Februar. Ein ganz normaler Samstag. Für mich. Nicht aber für R. Sie hat nämlich Geburtstag; wird fünf Jahre alt. Der Geburtstag wird nachmittags gefeiert. Mit vielen Gästen. Die Mama von R. hat schon am Vortag ganztags gebacken und gekocht. Die Gäste sollen es gut haben. Trotz allem. T. nimmt H. und mich zum Fest mit. Ich freue mich darüber. Auch hier gibt es eine herzliche Begrüßung, die ich gern erwidere. Trotz der Fremdheit entsteht schnell ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Samstag, 23. Februar. Ein besonderer Samstag. Überbordende Gastfreundschaft. Erlebbare Verbundenheit. Dasein dürfen. Menschen begegnen. Ein Band spinnt sich, wo Fäden zusammenlaufen. Es braucht dazu nur meine Offenheit, das Hinschauen und Respekt und Achtung vor dem Fremden.
Samstag, 23. Februar. Ein besonderer Samstag. Das Geburtstagskind hat sich versteckt. Ihr ist alles zu viel. Es dauert, bis sie sich – hinter Mamas Rücken – zu den Gästen traut. Die Gäste, es mögen zwischen 25 und 30 sein, singen „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen …“ Nie zuvor trafen mich diese Worte bem Singen so stark, wie am vergangenen Samstag. Noch nie zuvor habe ich so tief in mir gespürt, wie sehr dieses Kind Glück und Segen für und in ihrem Leben braucht und brauchen wird. Und noch nie zuvor habe ich so intensiv, direkt und unverhohlen wahrgenommen, wie Segen sich um dieses Kind legt. Wie ein Licht, das leuchtet, strahlt, den Weg weist. Wie ein Mantel. Ein Mantel, der wärmt und schützt.
R., ihr Bruder und ihre Mama brauchen diesen Segen, denn sie leben im Kirchenasyl.
Foto: Judith Manok-Grundler, Überlingen-Aufkirch
Liebe Judith, ein berührender Bericht und sehr einfühlsam geschrieben. Es tut gut zu hören, dass ein Segen spürbar wird, egal wo er gesprochen wird. Liebe Grüße von Elfi
Guten Morgen ,liebe Elfi,
Ich danke dir für deinen Kommentar. Ja, das sehe ich genauso. Ich Frage mich, ob – zumindest die Mama, vielleicht auch das Geburtstagskind – diesen Segen auch gespürt haben.
Dir einen schönen Tag und Grüße
Judith