Das Wort zum Sonntag: Die Frauenfrage

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BRAVO!
Seit dem 12.02.2020 weiß jede Frau (oder kann es wissen, wenn sie will), dass sich der jetzige Papst einreiht in die Willkür seiner beiden Vorgänger. Zumindest, was die FRAUENFRAGE in der Kirche betrifft.

Damit ist die Tür zu der Frage nach Weiheämtern für Frauen nicht nur zu, sondern donnernd zugeschlagen worden. Denn, so die jetzige Argumentation: Wenn man Frauen weihen würde, dann würde all das, was Frauen bisher beigetragen hätten, geschmälert werden. Außerdem entspreche ein Weiheamt nicht dem Wesen der Frau.
Wie gut, dass die Männer der Amtskirche wissen, was dem Wesen der Frau entspricht. Wie gut, dass der Papst auch gleich mit einem Vorschlag zur Hand ist: Die Frauen mögen doch bitte ihren Beitrag leisten – darüber ist der Papst sogar sehr dankbar – , indem sie die <Kraft und die Zärtlichkeit Marias> weitergäben. Das heißt: Wieder einmal werden Frauen eingereiht in die Nachfolge der Gottesmutter Maria: Mütterlich, dienend und empfangend wie sie – so sollen Frauen sein (das sichert Macht – die eigene, versteht sich).

Eigentlich sollte ich diese Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche zur Genüge kennen.Eigentlich sollten mich solche Äußerungen nicht mehr überraschen oder empören.Eigentlich sollte ich mich nicht mehr darüber wundern, dass und wie mit allen Mitteln versucht wird, die eigene Macht zu sichern – um jeden beliebigen Preis.Eigentlich sollte es mich nicht mehr verwundern, dass Frauen in dieser Kirche nicht als gleichwertige Menschen gesehen werden.Eigentlich sollte ich mich nicht mehr darüber aufregen, dass Männer, in diesem Fall die der Amtskirche, wissen, was für Frauen gut, richtig und wichtig – einfach – das Beste ist.

<Paternalismus> nennt man eine „Herrschaftsordnung, die ihre Autorität und Herrschaftslegitimierung auf eine vormundschaftliche Beziehung zwischen herrschenden und beherrschten Personen begründet“ (vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Paternalismus, 15.02.2020, 15.55 Uhr).
Genau damit haben wir es hier zu tun – und in meinem Verständnis wäre es allerhöchste Zeit, dies endlich beim Namen zu nennen.

Irgendwann, das ist schon viele, viele Jahre her, sagte mir ein Pfarrer einmal: „Sie können hier in der Gemeinde alles tun, was Sie wollen, vorausgesetzt es ist in dem Rahmen, den ich vorgebe“. Genau dieser Satz wird in diesem Papstschreiben – zugegebenermaßen in viel schöneren, blumigeren Worten und verklausuliert – vorgebracht. Genau damit werden wir Frauen, wieder einmal, in unsere Schranken verwiesen.

Ich bin davon überzeugt, dass es weder „das Wesen einer Frau“ noch „das Wesen eines Mannes“ gibt. Im besten Fall gibt es „das Wesen des Menschen“ und selbst das würde ich in Abrede stellen. Denn es gibt eben nicht nur ein „Wesen Frau, Mann oder Mensch“, sondern es gibt – und das ist gut so – vielfältige, unterschiedliche Frauen, Männer, Menschen.
Darüber hinaus wissen wir längst, dass viele unserer Eigenheiten und sogenannter Wesenszüge mehr anerzogen als angeboren sind. Wer das nicht glaubt, braucht nur einen x-beliebigen Kindergarten aufsuchen. Ich garantiere, dass sie/er dort ebenso fürsorglich-zärtliche Jungs finden wird wie fürsorglich-zärtliche Mädchen – und zwar so lange, bis wir es ihnen aberziehen bzw. andere Weichen stellen. Wo Erzieherinnen/Erzieher Mädchen im Konfliktfall schneller zur Rede stellen als sie das bei Jungs tun, erfahren Mädchen und Jungs eine Botschaft über ihr Sein, die nicht explizit vermittelt werden muss – und dennoch eine riesige Wirkkraft entwickelt.

Also:
Hören wir Frauen endlich auf mit frommem Getue, mit dem Suchen von Entschuldigungen und mit alten Argumenten, die auch früher schon nicht gezogen haben.
Gehen wir stattdessen in uns. Fragen wir uns, ob wir diese Kirche in ihrer Reformunfähigkeit mittragen können und wollen und wenn ja, wie lange noch.
Fragen wir uns, wie wir unseren Glauben echt leben können und wo, mit wem und in welchem Rahmen das möglich ist.

Und dann treffen wir uns. Begraben gemeinsam unsere Hoffnung, dass sich in dieser Kirche etwas verändert.
Trauern um sie und um unsere Träume.
Trauern um das, was wir in diese Kirche hineingegeben haben, ohne gesehen zu werden.
Trauern um all das, was nicht durch uns zum Leben kommen darf.
Trauern darum, dass wir, einzig aufgrund unseres Geschlechts, beständig diskriminiert werden.
Trauern um all das, was wir auch sind – aber nicht sein sollen und dürfen.
Trauern um Gaben und Talente, die uns als Mensch ausmachen und mit denen wir keinen Platz finden.

Und wenn wir genug getrauert haben, dann wächst vielleicht Neues. Vielleicht sogar die Hoffnung, dass es einen Weg gibt. Einen menschlichen Weg. Vielleicht!

 

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Wir hätten viel zu geben – langsam aber bleibt nichts mehr übrig …

Wie siehst Du das?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

12 Kommentare
  1. Sonja
    Sonja sagte:

    Ich bin evangelisch getauft, meide aber sämtliche religiöse Strukturen, weil es auch da nur um Machtgehabe geht. Die katholische Kirche ist aber wirklich ein Alter-Männer-Haufen, der mit seinem Frauenhass immer wieder davon kommt, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Die Empörung weiblicher Kirchenmitglieder müsste viel größer sein.

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    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Sonja,
      schön zu lesen, dass du ähnlich denkst. Es ist ja nicht so, als ob das für mich neu wäre – im Gegenteil. Aber die letzten 35 Jahre habe ich gedacht, wenn ich draußen bin, kann ich weder mitreden, noch kritisieren, noch etwas verändern und auch nichts schaffen.
      Im Rahmen der Kfd konnte ich tatsächlich vieles schaffen in der Kirche – vieles, worauf ich stolz sein kann. Aber nun ist es so, dass ich immer mehr merke, das kann es nicht sein. Spätestens seit dem Missbrauchsskandal bin ich innerlich ein Stück weit emigriert – gleichzeitig hatte ich die Hoffnung, dass jetzt, endlich, etwas passiert. Aber auch das ist nicht eingetreten.
      Und jetzt ist mir völlig klar: Ändern werde ich nichts mehr – und in diesen Strukturen brauche ich auch nichts mehr zu erhoffen. Das finde ich schade und schlimm und ein Ärgernis – und gleichzeitig fällt das unter die Überschrift „Es ist, wie es ist!“
      Also ist es nun eher keine Resignation mehr …
      Mal sehen, welchen Weg ich für mich finden werde in den nächsten Wochen und Monaten.
      Herzliche Grüße
      Judith

      Antworten
  2. Elvira Gmeinder
    Elvira Gmeinder sagte:

    Liebe Judith,
    Es tut gut, deine Klare Haltung zu lesen.
    Ich bin mit dir einfach nur empört und wütend über die von Männern gepflegte Ignoranz in der katholischen Kirche. Die „Zärtlichkeit Mariens“ – darauf soll das Mitwirken der Frau reduziert werden.
    In welcher Zeit leben wir?
    Eine erbärmliche Angst der Würdenträger sehe ich auch hinter diesem Verhalten: die Angst vor Klarheit, die Frauen verfolgen könnten, die Angst vor Kritik, der man sich stellen müsste, die Angst vor weiblicher Kompetenz und Gradlinigkeit schlechthin.
    Was hält mich noch, in dieser Kirche Mitglied zu sein??
    Elvira

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Elvira,
      danke dir. Schön, dich mal wieder hier zu lesen.

      Das frage ich mich manchmal auch, in welcher Zeit wir denn leben. In einer offensichtlich, in der die Männer immer mehr um ihre Macht fürchten – und, leider sind das ja nicht nur die der Kirche.

      Es gibt eine Partei, die will sofort alles „Gendermäßige“ abschaffen, wenn sie ans Ruder kommt. Und außerdem den Frauen wieder die Möglichkeit bieten, sich in aller Ruhe, unbehelligt von Jobs, um die Erziehung von Kindern, den Haushalt und die Sorgearbeit zu kümmern.

      Und wenn ich lese, dass es viele „Männerkreise“ gibt, die die Errungenschaft der Emanzipation für das Schlimmste halten, das in den letzten Jahrzehnten passiert ist – dann wird mir ganz anders.
      Mehr sage ich dazu, an dieser Stelle, ganz ausdrücklich nicht.

      Deine letzte Frage kann ich dir leider nicht beantworten … Ich kann dir allerdings sagen, dass ich mich mit ihr seit gut 15 Jahren plage. Inzwischen stehe ich der Antwort näher als jemals zuvor.

      Herzliche Grüße
      Judith

      Antworten
  3. Christine Schoch
    Christine Schoch sagte:

    Hallo liebe Judith,
    vielen Dank für deine Worte zu diesem traurigen Thema.
    Ich bin wütend und maßlos enttäuscht, zum wievielten Mal eigentlich schon, frage ich mich ?
    Auch für die Amtszeit diese Papstes ist das Thema nun wieder in die Endloswarteschleife verschoben worden. Ich habe die Nase voll von den listigen alten Männern und meine Geduld ist erschöpft.
    Was bleibt uns noch zu tun übrig ?
    Ich bin gespannt auf weitere Gespräche und fühle mich im Kreis der Frauen des Frauentreffs wenigstens nicht alleine. Wenn ihr nicht wärt, wäre für mich jetzt der Zeitpunkt endgültig auszutreten.
    Aber leider sind ja auch keine überzeugenden Alternativen in Sicht.
    Bis Dienstag,
    liebe Grüße
    Christine

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Christine,
      sehr gern.
      Ja, ich bin da ganz bei dir. Ich glaube, uns bleibt tatsächlich nichts mehr zu tun übrig. Wir haben zwei Möglichkeiten: Bleiben und schweigen oder gehen. Denn innerlich ausgezogen sind wir doch schon längst, oder?
      Ich bin auch froh, dass es die kfd und unsere Gruppe gibt.
      Liebe Grüße und bis Morgen
      Judith

      Antworten

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