Das Wort zum Sonntag: VERTRAUEN

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Auf dem Tisch findet Gott ein buntes Stillleben. Sie geht näher. Greift mit geschlossenen Augen in die Blechkiste mit den Farbstiften. Sie holt eine Handvoll Stifte heraus und setzt Punkte und Striche aufs Papier – jedenfalls hofft sie das. Dann öffnet sie die Augen. Kichernd murmelt sie: „Das sieht aus, wie von einem Kleinkind“. Sie malt ein rotes Herz auf einen ausgeschnittenen Stern, der halb unter der Blechkiste hervorschaut und umrandet es Grün. Dann räumt sie die Stifte ein. Ein roter Stempel liegt da. Sie nimmt ihn und, klack, klack, klack, setzt sie Stempel aufs Papier. Viele. Nebeneinander. Übereinander. Der Name ist kaum mehr zu erkennen.
Am anderen Tischende liegt ein kleiner Stapel CDs. Sie nimmt sie hoch. Schaut jede einzelne CD genau an. Liest, welche Lieder darauf sind. An dem Titel „Vertraue meine Seele“ bleibt sie hängen. „Vertrauen“, denkt sie, „das ist nicht einfach. Manche Menschen haben es nie gelernt. Das Vertrauen anderer wurde enttäuscht und missbraucht. Viele Menschen haben deshalb verlernt zu vertrauen. Aber, ohne Vertrauen lebt es sich doch schwer, oder?“
Sie tritt an die Balkontür. Schaut hinaus. Dann geht sie zurück zum Tisch. Sie sieht sich weiter um. Was es da alles noch gibt! Ein graues Heft springt ihr ins Auge. „FASTENZEITSCHREIBEN 2020“ steht auf dem Namensschild. Sie blättert hinein. Liest hier von „Phantasie“ und dort von „Fragen“. Plötzlich fällt ihr das Wort „Vertrauen“ auf. Sie schaut genauer hin. Liest „Worauf vertraust Du?“

Gott setzt sich hin und beginnt zu lesen:
Immer mehr auf meinen Bauch – dass der Frühling weiterblüht – dass viele kleine Selbstständige überleben – dass das tägliche Brot auch morgen da ist – dass nach der Nacht der Tag kommt – dass wenigstens manche Menschen begreifen: Leben ist mehr als arbeiten und rennen – dass die Sonne auch morgen aufgeht – dass nach jedem Gewitter ein Regenbogen am Himmel steht – dass Menschen auch in 100 Jahren noch über Regenbogen staunen – dass ein Gruß von mir zu dir mehr ist, als eine Botschaft übers Handy – dass mir die Worte nicht ausgehen und die Tinte auch nicht – dass es Glücksmomente auch in dunklen Stunden gibt – und dass ein Lachen immer in dir darauf wartet, ans Tageslicht zu dürfen.

Gott ist berührt. Sie schlägt das Heft zu und legt es zur Seite. Sie legt sich die Hand aufs Herz und schickt der Schreiberin einen stillen Segen.

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Bei Mt, 9,18-22 finden wir die Erzählungen von der „Tochter des Jairus und der blutflüssigen Frau“. Beides sind Erzählungen, in denen es ums Vertrauen geht.
In der ersten vertraut der Vater, dessen Tochter gestorben ist, darauf, dass Jesus seine Tochter auferweckt. In der zweiten Erzählung vertraut die Frau, die seit 12 Jahren ununterbrochen blutete (und deswegen ausgegrenzt Leben musste) darauf, dass es zu ihrer Heilung ausreicht, wenn sie das Gewand Jesu berührt. Beiden, so erzählt die Geschichte, hat ihr Vertrauen geholfen.

Natürlich wissen wir alle, dass Menschen hofften, beteten, vertrauten und glaubten – und es doch nicht so ausging, wie sie es sich wünschten.
Ja, ich weiß das auch. Ja, auch ich habe das schon mehr als einmal erlebt.
Und doch denke ich immer wieder darüber nach, ob Vertrauen ins Gelingen mehr heißt, als körperlich zu gesunden. Vielleicht ist damit auch gemeint, dass ich getragen bin – egal, wie es ist oder ausgeht.

Schwer? Ja, sicher.
Kann ich immer vertrauen? Nein, natürlich nicht.
„Und?“, fragst du mich.
„Dennoch!“, sage ich.

 

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Worauf vertraust DU?

Foto und Bild: © Judith Manok-Grundler, Überlingen

 

(Der erste Teil, die Geschichte, ist eine Aufgabe aus dem Fastenzeitschreiben).

 

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