Das Wort zum Sonntag: Vom Säen

Zum Gleichnis vom Sämann, Mt 13, 1-9

 

Nein, im Moment ist nicht die Jahreszeit, um zu säen. Momentan befinden wir uns bereits in der Erntezeit. Das Säen war früher im Jahr und es ist die Voraussetzung dafür, dass überhaupt etwas geerntet werden kann.
Sicher sind bei der Saat im Frühjahr nicht alle Samen aufgegangen. Einige sind vielleicht auf trockenen, harten Boden gefallen oder wurden von Vögeln gefressen -und doch: Wenn ich mich umsehe, hat vieles Wurzel geschlagen und ist gewachsen.

Wenn Jesus seine Botschaft in Gleichnissen verpackte, wollte er damit die Menschen erreichen. Möglichst viele Menschen. Nicht nur die, die das Sagen haben oder das Geld. Die, die Bildung haben oder Verantwortung tragen. Die, die glauben, sie allein wüssten, was Sache ist. Nein die Gleichnisse Jesu waren dazu da, die Menschen zu erreichen.

Deshalb erzählte er in Bildern – in Bildern, die die Menschen aus ihrem Alltag kannten. Damit konnten sie etwas anfangen. Das war plausibel. Das war mitten aus der Lebenswirklichkeit herausgegriffen.

Aber Jesus erzählte im Gleichnis vom Sämann nicht nur vom Säen. Er erzählte von sich, von seiner Botschaft, vom Zusammenleben der Menschen und von einem auskömmlichen Leben für alle! Er säte sozusagen Worte. Worte fürs Leben. Worte zum Leben. Nicht alle aber schlugen Wurzeln.

Und heute? Welche Worte werden heute gesät? Welche davon fallen auf fruchtbaren Boden? Welche auf steinigen Boden? Welche wachsen und fördern das Leben? Nähren die Seele? Schaue ich in die Kirche, entdecke ich einen Boden, auf dem viele Samen nicht wurzeln können. Der Boden ist hart vom Alten und ausgelaugt vom „alles muss bleiben, wie es schon immer war“! Es kommt mir so vor, als ob es um ein trotziges Säen ginge, statt darum, zu säen, um zu ernten und die Menschen zu nähren.

Im Gleichnis vom Sämann vergleicht sich Jesus mit einem Sämann. Einem Sämann, der „Worte“ sät. Worte zum Leben. Und, wenn er davon spricht, dass nicht alle Samen auf fruchtbaren Boden fallen – dann meinte er damit die Menschen. Die damals ebenso wie die heute.

Zwei Blickrichtungen fallen mir auf:
Zum einen ist da die Frage, für welche „Samen“ ich wie ein fruchtbarer Boden bin! Wofür bin ich offen? Was glaube ich? Wem schenke ich mein Ohr? Wo bin ich hart? Ausgelaugt? Wozu bin ich nicht bereit?
Zum anderen gibt es da noch die zweite Blickrichtung. Die, die sich um den Samen dreht. Was säe ich aus? Wo säe ich? Wozu soll meine Saat dienen? Was ist mein Ziel? Nährt die Ernte meiner Saat oder vergiftet sie?
Mir scheint, beide Blickrichtungen sind wichtig. Denn beide machen mir bewusst, dass ich Verantwortung trage: dafür, den Boden zu bereiten. Dafür, nicht einfach wild drauf los zu säen. Dafür, dass alle leben können.

Und nein, keine und keiner von uns ist in der Lage, das Wohl der Welt im Alleingang zu regeln. Aber einen Beitrag dazu leisten, das kann jede und jeder.

 

|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG, UNBEZAHLT|

 

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Was säst Du – und was ist Deine Ernte?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

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