Der Herbst ist wie ein Besuch im Feenreich

Heute war „Schreiben im Café“. Näheres im Corona Tagebuch später. Die Grundübung für diese Geschichte lautete, Vergleiche für den Herbst zu finden. Sprich: „Der Herbst ist wie …“. Mit einem dieser Sätze sollte eine Geschichte geschrieben werden. Hier ist meine. Mir ist sie jetzt schon ans Herz gewachsen.

 

„Der Herbst ist wie ein Besuch im Feenreich“, sagt Oma zu Mia. Mia schaut sie an.
„Oma, glaubst du an Feen?“, will sie wissen.
„Aber natürlich, mein Kind! Du doch auch, oder etwa nicht?“
Mia lacht. „Ich bin ein Kind – ich darf das“.

Die Oma legt ihr den Arm um die Schultern, zieht sie an sich und flüstert leise: „Weißt du, ich bin auch noch ein Kind, manchmal wenigstens – auch, wenn du das nicht siehst. Schau mal, dort unter dem Flieder, dort ist der Eingang zu einem Feenreich. Kannst du es sehen, Spatz?“

Mia runzelt die Stirn. Sie guckt dahin, wo der Finger der Oma hindeutet.
„Ich sehe nichts“, flüstert sie.
„Mach mal deine Augen zu, Mia“, sagt Oma, „und dann schau noch einmal genau hin“.
Mia schließt die Augen. Öffnet sie wieder. Schließt sie. Öffnet sie.
„Ich sehe es glitzern und funkeln. Und es sieht aus, als ob sich dort etwas bewegt“.
Die Oma nickt.
„Fein“, sagt sie, „das sind die Tränen-Feen. Weißt du, die Tränenfeen sammeln alle geweinten Tränen und bringen sie nach draußen. Und wenn im Herbst die Sonne strahlt, dann glitzern und funkeln sie, wie die allerschönsten Diamanten“.
Mia schaut Oma an. „Wirklich?“, fragt sie.
„Ja, wirklich“.

Die beiden schweigen. Sie schauen unter den Fliederbusch.
„Du, Oma, aber wenn die Sonne nicht scheint, dann glitzern die Tränen gar nicht“.
„Nein, da hast du recht, Kleine, aber sie sind da und du kannst sie sehen. Und jede Träne, die auf einem Blatt steht oder an einem Grashalm hängt, ist wichtig“.
Wieder schweigt die Oma.
„Dann ist Weinen gar nicht so schlimm?“
Oma nickt. „Richtig, weinen ist gar nicht so schlimm. Und jede einzelne Träne ist wichtig. Die Tränen-Feen freuen sich und sorgen dafür, dass aus ihnen Gutes entsteht. Du weißt ja, alles braucht Wasser zum Leben“.
Die beiden sitzen eine Weile still nebeneinander.

Dann springt Mia auf, pflückt sich drei Blüten vom Löwenzahn und legt sie, zusammen mit einigen bunten Blättern, vor den Eingang zum Feenreich.

 

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Wie würden Deine Vergleiche lauten? Und wie Deine Geschichte?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

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