Drei Momente achtsamen Schreibens

Heute vor einer Woche war „Schreiben im Café“. Zum Ankommen haben wir 6, 4 und 2 Minuten lang einen Gegenstand beschrieben, den wir in unserer Nähe sehen können. Kurze Miniaturen sind dabei entstanden, die fast durchgängig Erinnerungen hervorgerufen haben. Schön wars. Meine Miniaturen findest Du unten.


  1. Rechts von mir steht ein Glas auf dem Kopf. Es wartet. Eine Weile schon. Ich weiß, ich kann es mir nehmen. Es füllen. Mit klarem, köstlichen Wasser. Und schon bin ich mit meinen Gedanken in Assisi. Ich sehe uns wandern. Die Sonne heizt die italienische Landschaft auf. Uns auch. Und weil die Wanderung fast dreimal so lange ist wie angenommen, hat niemand genug Wasser dabei. Die letzte Stunde trotten die Füße nur noch. Dort oben ist der Stadteingang. Den Berg müssen wir noch schaffen – koste es, was es wolle. Ich gehe durchs Stadttor. Direkt dahinter befindet sich ein Brunnen. Trinkwasser. Gott sei Dank. Noch nie hat der erste Schluck Wasser besser geschmeckt. Unvergessen ist dieser Moment. Wasser ist Leben. Und dafür bin ich dankbar. Du, Glas, du erinnerst mich daran.

  2. Mir gegenüber steht ein Stein auf dem Regalwürfel. Rot. Bräunlich. So ganz genau kann ich die Farbe gar nicht beschreiben. Dreieckig ist der Stein. Handtellergroß ungefähr. In seiner Mitte ein Labyrinth. Hineingefräst. Sehen kann ich es von meinem Platz aus nur ungenau. Aber ich weiß: Es ist da. Das Labyrinth als Bild des Lebens? Es fasziniert mich. In Gedanken gehe ich durch ein Labyrinth. Wie letztes Jahr im Frühling. Ich war allein. Mit Bienen und Blätterrauschen und Blüten- schwere. Jeder Schritt ein ganz bewusster.

  3. An der Wand links von mir befindet sich eine Pusteblume. Ich sehe sie an. Freue mich an den filigranen Samenschirmchen. Ein paar Schirmchen, haben sich aufgemacht. Wohin fliegen sie? Dorthin, wo der Wind sie hinbringt? Ich weiß nicht, was sie dort erwartet. Aber ich weiß, das Leben geht weiter. Hier. Anderswo. Neu und alt. Im Lebenskreis.

 

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Wie würdest Du einen oder mehrere Gegenstände in Deiner Umgebung beschreiben?

Foto: © Judith Manok-Grundler, Überlingen

 

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