Dreikönig

Heute ist Dreikönig. Schauen wir ins Neue Testament, werden wir feststellen, dass bei Matthäus nicht von Königen gesprochen wird (schon gar nicht von einer Zahl); vielmehr wird von Magiern, Weisen oder Sterndeutern aus dem Osten erzählt. Alles andere sind Legendenbildungen, die im Lauf der Zeit entstanden sind. Dennoch finde ich es einen schönen Brauch, dass auch heute noch „Sternsinger“ unterwegs sind, die Geld für Kinderprojekte sammeln.

Da zwei unserer Enkelkinder mit den Sternsingern unterwegs waren, waren wir heute im Dreikönigsgottesdienst. In seiner Predigt erzählte der Pfarrer, dass die Sterndeuter den „neugeborenen König der Juden“ zunächst in Jerusalem (im Königspalast) gesucht hätten. Als sie ihn dort nicht fanden, suchten sie weiter – sie folgten dem Stern, bis sie das Kind im Stall gefunden hatten.
Das heißt, dass die Weisen nicht an ihren Erwartungen festgehalten haben. Dass sie das Bild, das sie hatten, loslassen konnten und sich neu auf die Suche machen konnten.
Dies war heute für mich wichtig. Das Loslassen von Erwartungen und Bildern, eine Neu-Ausrichtung, ein Einlassen auf Neues und Unbekanntes – das kann ich vom heutigen Festtag mitnehmen. Das ist eine große Botschaft für mich – und eine, die mich und meine Sichtweisen unterstützt.

Und sofort fiel mir ein, wie am Heiligabend einer meiner Gäste – ich hatte gerade die Geschichte „Als Gott einmal an den Glühweistand kam“ vorgelesen – gefragt hat: „Wer kommt denn auf die Idee, von Gott als Frau zu sprechen?“ Das ist sozusagen der Klassiker: Wir haben als kleine Kinder Gott als „Vater, Herr, Allmächtiger und König“ vermittelt bekommen – und daraus haben wir geschlossen, dass Gott männlich ist. Ich finde das tragisch und ich wünschte mir, dass wir uns alle von den alten, überkommenen Formulierungen und Bildern freimachen könnten.

Vielleicht gehört also zukünftig zu diesem Fest viel mehr als bisher: Der Mut nämlich, Bilder, Worte und Vorstellungen loszulassen und uns – wie ein kleines Kind – auf Entdeckungsreise zu begeben. Voll Fantasie und Staunen und Freude am Entdecken.

 

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Bilder, Vorstellungen und Erwartungen loslassen - und was
kommt für Dich dann?


Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch
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