Etwas vernünftig machen

„Wenn ich etwas mache, dann mache ich es auch vernünftig!“ Kati Wilhelm[1]

Dieser Satz stand am 18. März in meinem Kalender. Ich las ihn, riss das Blatt ab und warf es weg. Seither geistert der Satz durch meine Gedanken. „Könnte von mir sein!“ schießt es mir seitdem immer wieder durch den Kopf. Wobei: Ich sage eher „Ich will die Dinge, die ich tue, richtig machen!“

Viel Unterschied machen die beiden Sätze zugegebenermaßen nicht. Und – das fiel und fällt mir jedes Mal auf, wenn ich darüber nachdachte bzw. nachdenke: Sie sind beide wenig konkret. Was ist denn vernünftig? Was ist denn richtig? Klar, jede und jeder hat da sofort eine Vorstellung im Kopf – manche davon mögen sich decken, andere sind weit voneinander entfernt. <Vernünftig und richtig> sind Wörter, die mit Inhalt gefüllt werden wollen. Es sind Wörter, die werten, bewerten und beurteilen. Es sind Wörter, die Druck machen und Wörter, die uns nach Perfektion streben lassen. Perfektion hindert uns. Treibt uns an. Lässt uns rennen wie im Hamsterrad. Noch schneller. Noch besser. Noch richtiger. Noch mehr. Doch Perfektion lässt sich nie erreichen – Gott sei Dank werden Menschen nie perfekt sein. Schön wäre es, wenn sie es auch nicht sein müssten. Wenn sie den Anspruch an sich selbst aufgeben würden. Wenn sie der Forderung nach Perfektion freundlich lächelnd eine Absage erteilen würden.

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Das heißt nicht, dass wir uns nicht anstrengen dürften. Dass wir uns nicht verbessern dürften. Dass wir einen Fehler nach dem anderen machen müssten. Dass wir nach dem <Lustprinzip> arbeiten und aufhören, wenn wir keine Lust mehr haben, ungeachtet des Ergebnisses. Nein, das ist nicht gemeint.

Es heißt, dass manchmal weniger mehr ist. Dass oft auch 80 % genügen. Dass uns Fehler unterlaufen dürfen. Dass wir Wert und Würde haben, auch wenn wir nicht perfekt sind. Dass wir sein dürfen. Dass wir uns nicht, unter dem Diktat des <Müssens>, bis zur Unkenntlichkeit verbiegen lassen. Dass wir mit Freude ans <Machen> gehen und unser Bestes geben. Das, was an diesem Tag, in dieser Stunde, in diesem einen Moment, das Beste ist, was ich zu geben habe. Das genügt.

Zukünftig werde ich meinen Satz also folgendermaßen abändern: „Ich will bei allem, was ich tue, mein Bestes geben!“

[1] Starke Worte von starken Frauen  2017

Wie geht es Euch mit den Sätzen von Kati Wilhelm und mir?
Wie geht Ihr mit dem Perfektionsanspruch um?

Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch
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