Freitag, 03. April 2020

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Die Idee des „Corona-Tagebuchs“ stammt von hier corona-blog.at 

 

 

10.18 Uhr

Das darf nicht wahr sein. Habe ich von meinem gestrigen Nachmittag auf dem Balkon einen Sonnenbrand auf beiden Knien. Nein, sie waren nicht eingecremt. Das war unnötig, denn ich hatte eine lange – LANGE – Hose an. Eine dicke, die Frühjahrskleidung ist noch im Winterlager. Ich kann es nicht fassen. Die Blase auf dem rechten Knie spannt, wenn ich gehe.
Dass die Sonne aggressiv ist, ist nichts Neues, aber das verblüfft mich doch. Zumal ich im Gesicht nichts habe – und das war genauso lange in der Sonne, wie die Knie. Seufz. Es wird abheilen. Die Blase bleibt hoffentlich geschlossen.

12.15 Uhr

Gerade habe ich zwei Telefonate geführt. Mit Frauen aus der Integrationsarbeit. Ich bin angestrengt. Sie wahrscheinlich auch. Datenschutzvorschriften sind ohnehin schwer zu verstehen, aber wenn es an Deutsch mangelt, wird es kompliziert. Im direkten Umgang ist das einfacher – da male ich ein Symbol oder eine erklärende Zeichnung an die Tafel. Wir reden mit „Händen und Füßen“. Nutzen die Hilfe eines Übersetzers oder eines Wörterbuchs. Wie aber, frage ich mich, zeichne ich Datenschutzvorschriften? Egal.
Bei einer Familie ist mein Anliegen angekommen, bei der anderen? Abwarten. Und wenn dann später ein „JA, ich habe verstanden“ kommt, kann ich sagen: Herausforderung bestanden.

19.05 Uhr

Heute früh habe ich an meiner Haustüre ein Steinherz und eine wunderbare Grußkarte mit Regenbogen gefunden. Danke dir, I.
Ich habe mich gefreut. Riesig gefreut. Schon vor dem Frühstück hat der Tag für mich Farbe bekommen. Und ich bekam ein Zeichen der Verbundenheit. Der Wärme auch. Das Steinherz passt in meine Hand. Ich kann es umschließen. Je nachdem, wie ich es halte, glitzert das steingrau.
Schön. Ich sehe grau und weiß und schwarz und braun. Eine Einkerbung, die schräg über das Herz hinweg läuft. Ich spüre glatte Kanten, eine raue und eine glatte Oberfläche. Zwei Seiten. Verschieden. Und doch eins.

23.30 Uhr

Müsste ich mich jetzt mit dem Tod auseinandersetzen? Mit dem, was dazu gehört? Müsste ich mich fragen „Was ich bereue“? Oder „Was ich im Leben noch wollte“? Ja! Nein! Vielleicht!
Abgesehen davon, dass die Beschäftigung mit dem Tod nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der Menschen zählt, weiß ich um meine Sterblichkeit. Auch in anderen Zeiten ist offen, ob ich zurückkomme nach dem Gehen. Oder, ob dies oder jenes gut ausgeht.
Zugegeben: Die Gefahr ist jetzt größer, umfassender und unheimlicher. Es macht also sicher Sinn, danach zu fragen. Allerdings: Das Leben will ich darüber nicht vergessen. Auch nicht das begrenzte, eingeschränkte Leben.

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