Freitag, 10. April 2020

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Die Idee des „Corona-Tagebuchs“ stammt von hier corona-blog.at 

 

12.35 Uhr – Pragmatismus trifft Sehnsucht

„So ist es – mach was draus“, sagt der Pragmatismus, während die Sehnsucht seufzt. „Ich weiß“, sagt sie. „Und doch sehne ich mich danach, zu sein, ohne zu überlegen, was ich darf und was nicht.“
„Geht nicht. Weißt du doch.“ Der Pragmatismus guckt die Sehnsucht an. „Ja, schon. Aber sehnen hat nichts zu tun mit <Das geht aber nicht>. Sehnen hat etwas zu tun mit wünschen. Damit, dass Dinge sein könnten. Sich etwas verändern kann.“ Der Pragmatismus zuckt die Schultern. „Tja!“
Die Sehnsucht schweigt. Sie sehnt sich trotzdem. Im Stillen. Weil sie weiß, das Sehnen hat Kraft. Die wird gebraucht.

15.30 Uhr – Vorbereitungen, Ostern kommt.

Zeit, die Osterkörbchen fertigzumachen. Ein Gemeinschaftswerk. Erwin macht die Grundlagen – ich die Ausgestaltung. Baumscheiben, halbierte Schaschlik Spieße und Wolle in verschiedenen Farben – mehr braucht es nicht. Jetzt trocknen die „Perlen“, die ich als Abschluss auf die Stäbchen getupft habe. Morgen werde ich die Körbchen füllen. Ostergras, bunte Eier, Schokolade. Ein paar Veilchen. Eine Kleinigkeit – mit Liebe gemacht. Und ich weiß, überall werden die Körbchen – wie bei uns – auf dem Tisch stehen. Noch ein Zeichen der Verbundenheit in diesen Zeiten auf Abstand. Morgen Abend oder am Sonntagfrüh fahren wir sie weg. Überraschung! Und ein „Ich denk an dich!“

 16.45 Uhr – Fundstücke

Erwin kommt vom Spaziergang. Er hat Fotos mitgebracht. Fundstücke. Fundstücke des Lebens. Fundstücke des Vielleicht. Fundstücke der Natur. Fundstücke von Menschen.
Mitten auf der Straße ein Herz aus Löwenzahnblüten. Wer hat es gelegt? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, es gefällt mir, wenngleich mir die Löwenzahnblüten am Stängel noch besser gefallen hätten. Ich gehe jetzt einfach davon aus, dass diejenigen, die es gelegt haben, etwas sagen wollten. Eine Botschaft übermitteln wollen.
Ja, Herz braucht es in diesen Zeiten. Ein Herz füreinander. Damit wir leben. Danke allen, die helfen. Danke allen, die durchhalten, auch, wenn sie es lieber anders hätten.

18.40 Uhr – Es wird Abend

Das Abendessen ist vorbei. Viele Texte sind geschrieben und eingeklebt oder eingetragen. Kommentare sind beantwortet. Die Reste der Bastelei aufgeräumt. Die Sonne geht. Die Autos, die hier geparkt haben, sind – eins nach dem anderen – weggefahren. Die Bienen sind verschwunden und die Hummel, die mir den ganzen Nachmittag um den Kopf surrte, flog davon.
Mein Blick wandert über blühende Birnbäume. Die Birke leuchtet im Abendlicht. Ich kann Häuser sehen, drüben am Schweizer Ufer. Die Berge tauchen auf. Sie grüßen stumm. Ich ziehe mich zurück. Nach drinnen. Ins Schreiben. Überdenke meinen Tag. Schaue voraus in den Morgigen. Und bin denkbar.

22.55 Uhr – Karfreitagsliturgie

Vorhin habe ich einen Teil des Kreuzweges in Rom gesehen. Ich bin „zufällig“ mitten in die Übertragung hinein gestolpert. Merkwürdig, den großen Platz so leer zu sehen. Nur erleuchtet von vielen Lichtern.
Zwei Handvoll Menschen waren da. Hochspannend fand ich die Betrachtungen, die es zu jeder Kreuzwegstation gegeben hat. Sie stammten u. a. von einem Pater, der seit Jahrzehnten ehrenamtlich Gefangene besucht, einer Gefängnispädagogin, einen Justizvollzugsbeamten, einem unschuldig Verurteilten einem Richter. Sie alle haben aus ihrer Sicht und aus ihrer Arbeit heraus eine Verbindung zu Leiden und Tod Jesu Christi geschaffen. Die Stille Phasen zwischendurch waren eindrücklich.
Ich bin berührt.

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