G wie Gedankenkarussell

Und wieder einmal eine „alte“ Geschichte aus der Reihe „Tolle Wörter“ – diesen Ordner habe ich, nach drei Jahren, wieder einmal geöffnet. Und da dieses Gedankenkarussell nicht nur mir bekannt sein dürfte, veröffentliche ich diesen Beitrag jetzt.

 

Manchmal dreht sich das Gedankenkarussell mit einer Geschwindigkeit, die mich schwindelig macht. Es kreist und kreist. Ununterbrochen. Immer höher. Immer schneller. Allerdings: Da sind keine Lichter, die blinken; nichts schrillt und piepst. Es geht nur rund. Kein Halt. Nirgendwo. Ein Unterbrechen ist undenkbar. Vor allem, wenn ich darauf starre, dass es <schon wieder> so ist. Das macht mich verrückt. Lässt mich zweifeln; an mir, meinen Kompetenzen, meinem Vermögen aktiv zu sein, statt mich passiv im Kreis drehen zu lassen bzw. zu drehen.

Inzwischen habe ich gelernt, das Karussell frühzeitig zu stoppen. An manchen Tagen hilft ein lautes, klares „STOPP“! Ein ernst gemeintes. Eines, das ich mir verordne – aus Gründen meiner seelischen Gesundheit. Ein anderes Mal hilft Ablenkung. Ich suche das Gespräch; telefonisch oder direkt von Frau zu Frau oder Mann oder Kind. Ab und an hilft mir Bewegung beim aussteigen. Meine Lieblingsvariante aber ist, zu Stift und Papier zu greifen. Ich notiere mir die kreiselnden Gedanken. Manchmal beginne ich auch, Kreise zu zeichnen. Ich male die Drehbewegung das Karussells in größeren und kleineren Kreisen nach. Schneller. Langsamer. Größer oder kleiner.

Bisweilen aber lasse ich die Gedanken laufen. Ich trete innerlich einen Schritt zurück. Schaue dem Karussell zu. Sehe die Gedanken fliegen. Ich lasse sie. Gebe ihnen meine Erlaubnis, weiter zu wirbeln. Und dann, dann entdecke ich, wie sie langsamer werden. Zur Erde plumpsen. Einer nach dem anderen. Gelegentlich fällt mir einer in den Schoß. Macht es sich gemütlich bei mir. Ich lasse ihn wachsen. Freue mich an dem, was entsteht.

Alle anderen Gedanken verwirbeln. Sind nicht weiter wichtig. Nur dieser eine, der ist es. Bewusst nehme ich ihn wahr. Schmecke ihn. Verkoste ihn. Halte ihn bei mir. Mache was daraus. Merke, ich habe das Handeln wieder in meiner Hand.

Ohne das Gedankenkarussell ginge das nicht – es hilft mir zu sortieren – und das ist gut so.

 

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Kennst Du das Gedankenkarussell auch? Was machst Du dann?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

2 Kommentare
  1. Seelenstreusel
    Seelenstreusel sagte:

    Liebe Judith,
    das ist ein sehr schöner Beitrag, den du heraus gekramt hast. Ich kann mich da richtig reinfühlen. Bislang habe ich für mich nur folgenden Weg aus dem Gedankenkarussell gefunden: mich sportlich betätigen, da ich nur so aus dem Karussell ausbrechen kann. Selbst lesen oder Musik hören funktioniert bei mir nicht, wenn die Gedanken kreisen.
    Viele liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag,
    Karina

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