Herbst-Tagebuch, 24. + 25. Oktober 2022

08:10 Uhr: Also dann

Der Terminheute Morgen ist abgesagt. Jetzt schauen wir, wie wir die Übergabe hinbekommen. Stattdessen will ich an den Schreibtisch gehen und den Newsletter und die Themengeschichte schreiben. Mal sehen, ob die Ideen für beides sprudeln.

12:15 Uhr: Erledigt

Haken dran, erledigt. Der Newsletter ist fertig und versandt. Die Themengeschichte geschrieben und veröffentlicht. Das Thema für das Online-Schreiben im Advent habe ich auch gefunden und erste Ideen dazu ebenfalls.

17:30 Uhr: Beendet

Der Mittagstermin mit der Gruppe „Wenn das Leben Trauer trägt“ ist beendet. Ich höre, was sich bewegt hat. Nehme wahr, wie weit die Frauen gekommen sind in unserer gemeinsamen Zeit – auch, wenn Corona hier für eine Unterbrechung gesorgt hat. Sicher, es hat sich auch im Umfeld etwas verändert. Doch es ist spürbar: Viele Anstöße aus den letzten Jahren wirkten und wirken nach- wie Wasser, das stet den Stein höhlt. Das ist gut, denn es zeugt von Lebendigkeit und Bewegung.

22:30 Uhr: Arbeitstagsende

Der Jahreskurs JETZT ist für heute zu Ende. Das Thema <Erinnerungen> hat uns beschäftigt. Es ging um die Frage, welche Erinnerungen wir uns im Sommer und bis heute geschaffen haben. Mein Arbeitsvorschlag: 25 Erinnerungen aufschreiben. Nicht allen fiel das gleich leicht. Dann sollten drei Erinnerungen ausgesucht und näher beschrieben werden. Im dritten Schritt ging es darum, eine der beschriebenen Erinnerungen auszusuchen und dazu ein Bild zu gestalten. So wird die Erinnerung tiefer verankert – und sie bleibt leichter im Bewusstsein. Die Bilder haben mich berührt – auch in Verbindung mit dem erzählen der Erinnerung. Was mir aufgefallen ist: Es handelt sich durchweg um Alltagsdinge. Weder Großes noch Bedeutendes war dabei. Nein, es war die kleinen Dinge, die einen Stellenwert bekamen Schön…

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08:30 Uhr: Heute ist es soweit

In einer Stunde beginnt die Krabbelgruppe. Die letzte, die ich jemals halten werde. Ein merkwürdiges Gefühl. Ich nehme wahr, wie sich Freude und Traurigkeit an meine Seite stellen. Sie werden mich nachher begleiten. Ob etwas von beidem Oberhand gewinnt?

Ich sehe hinaus. Die Sonne blitzt zwischen den Wolken und über dem Neben. Ich nehme es als Zeichen.

13:15 Uhr: Zurückgelassen

Die Schlüssel sind zurückgegeben, die Blumensträuße ins Wasser gestellt, die Danke-Karte gelesen, die Geschenke ausgepackt. Ich freue mich über so viel Wertschätzung. Weiß, meine Arbeit hat sich gelohnt. Etwas bleibt zurück. Etwas, das weiterwirkt. Das einen Unterschied macht und machen wird. Darüber bin ich froh. Ich überlege, wie vielen Erziehenden ich im Lauf der Jahre begegnet bin. Ich habe keinen blassen Schimmer… Vielen auf jeden Fall und ja, sie alle haben etwas mitgenommen.

14:30 Uhr: Auf dem Balkon

Damit hätte ich heute Morgen nicht gerechnet: Ich sitze auf dem Balkon in der Sonne. Ohne Jacke. Ohne Decke, einfach so. Was für ein Blau. Es macht mich trunken. Farbenlichtblitze am Horizont. Eine Fahrradbremse quietscht. Silberhaarfäden – lang – fliegen durch die Luft. Sie erstrahlen in Regenbogenfarben, wenn ein Sonnenstrahl sie trifft. Einer, zwei, fünf, sechs Fäden tanzen einen Mittagstanz. Mücken schwirren durchs Blau. Ungezählte. Schimmernde Bewegung im Licht. Und an Geranienblättern hängen Wassertropfen wie Glitzerperlen. Was für ein Tag.

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