Hoffnungsbotschaft an eine Unbekannte
Heute gibt es ausnahmsweise gleich zwei Texte. Eine liebe Kollegin hatte diese Woche einen Unfall. Da kommt mir der gestrige Schreibimpuls aus „Sternminuten“ (Susanne Niemeyer) gerade recht. Der Text ist für Dich, liebe A. – und für alle, die Hoffnung brauchen können.
Liebe Frau Mustermann,
Sie begegnen mir an den unwahrscheinlichsten Orten und das schon seit geraumer Zeit. Jedes Mal frage ich mich aufs Neue, ob es Sie in Fleisch und Blut gibt oder ob Sie nur ein Name sind. Noch habe ich keine Antwort darauf bekommen. Da ich mir Menschen besser vorstellen kann als bloße Fantastereien, hege ich die Hoffnung, Ihnen irgendwann direkt zu begegnen. Woher sich diese Hoffnung nährt, wollen Sie wissen? Das sage ich Ihnen gern:
Die Hoffnung lebt.
Ich entdecke sie im Sonnenstrahl, der sich durch die schwere, düster-graue Nebeldecke kämpft – und sei es nur für kurze Zeit.
Ich finde sie in der Amaryllis-Zwiebel, die das ganze Jahr über nach nichts aussieht. Zuverlässig kurz vor Weihnachten überrascht sie mich aber mit frischem Grün und Wahnsinnsblüten.
Sie begegnet mir in einem Lächeln – zugeworfen aus fremden Augen; etwas wackelig und unsicher, aber sichtbar.
Ich nehme sie wahr im bizarren Eisblumenmuster an meinem Autospiegel und in der Tatsache, dass das Eis früher oder später abtaut.
Ich bemerke sie, wenn mir jemand aus seinem oder ihrem Leben erzählt und mich so daran teilhaben lässt.
Ich kann sie aufspüren in der Ruhe, in der mich nichts ablenkt.
Sie lebt, die Hoffnung!
Ich gebe sie weiter mit dem Wunsch: „Möge es Dir bald wieder besser gehen! Mögen die Schmerzen besser werden und die Wunden heilen. Und möge die Angst – die große, schwer greifbare Angst – Dich aus ihrem Griff entlassen.
Was schenkt Dir Hoffnung? Woran könntest Du sie erkennen?
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