KW 45: Graue Haare

Irgendwann in den letzten Monaten lag der Zeitschrift <FLOW> ein kleines Büchlein bei:
„1000 Fragen an dich selbst“ lautet der Titel.
Heute bekam ich es wieder in die Hand. Es ist mir wohl zugefallen. Ich wollte ein bisschen darin blättern, schlug es auf und entdeckte auf Seite 33 die Frage 412: „Was machst Du, wenn du graue Haare bekommst?“

Ich musste schmunzeln. Mein erster Gedanke war: „Die bekomme ich nicht mehr, die habe ich schon lange!“ Mit 18 Jahren bekam ich die ersten grauen Haare. Diese vermehrten sich und ich wurde rasend schnell grau. Inzwischen bin ich längst vollständig ergraut. Und: Ich habe mir NIE meine grauen Haare gefärbt. Denn ich war mir immer sicher, dass es für mein Leben keinerlei Unterschied macht, ob ich graue Haare habe oder nicht.
Allerdings sahen das nicht alle Menschen in meiner Umgebung so. Was musste ich mir nicht alles anhören: „Grau macht alt! Grau passt nicht zu einer Mutter mit Jugendlichen! Grau steht für das Alter und alten Frauen traut man nichts zu!“ Solche und ähnliche Sprüche bekam ich ständig zu hören.

Welch ein Unsinn.
Ich bin so jung, wie ich mich fühle. Ich stehe dazu, dass ich älter werde, und muss das nicht verstecken. Ich stehe dazu, dass es Dinge gibt, die mir nicht mehr so leicht erscheinen und von der Hand gehen wie früher. Und natürlich gibt es Dinge in meinem Leben, die ich nicht mehr ändern kann – vielleicht auch welche, die ich nicht mehr ausprobieren kann. Und? Ich habe gelebt und lebe gern. Bin neugierig, beweglich, interessiert. Ich arbeite gern (und viel). Ich habe Energie und bin voller Zuversicht. Ich habe mich entwickelt, mutig Neues begonnen, mehr und mehr das Meine entdeckt. Vor allem – und das ist klasse – ich kann heute so viel mehr darüber entscheiden, was ich tun mag und was nicht (mehr), als ich das früher konnte.
Haben die grauen Haare dabei gestört? Nein, keineswegs. Im Gegenteil. Ich bin davon überzeugt, dass mein „zu mir stehen“, wofür die grauen Haare ja Ausdruck sind, ein Gewinn für mein Leben war und ist.

Deshalb wünsche ich mir, dass sich mehr Frauen trauen, zu ihren grauen Haaren zu stehen, statt sie Jahr um Jahr zu verstecken. Und falls es noch einen Anstoß braucht: Heutzutage sind graue Haare anscheinend so IN, dass sich viele Menschen, auch Junge, die Haare grau färben lassen.

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Wie siehst Du das?
Wofür stehen graue Haare für Dich?

Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch

 

 

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