„Macht hat kein Geschlecht“
„Um an die Macht zu kommen, müssen die Frauen ihre Weiblichkeit neu definieren. Früher wurde Macht als männliche Eigenschaft angesehen. Tatsächlich hat Macht kein Geschlecht“.[1]
„Wie recht sie doch hat“, schoss es mir durch den Kopf, als ich diesen Spruch gelesen habe und ich dachte an die Quellenwoche 2015, die wir zum Thema „FRAUEN.MACHT.ZUKUNFT.“ gehalten haben. Dann legte ich das Blatt zur Seite, um später dazu zu schreiben. Heute bekam ich es wieder in die Hand.
– das ist ein Thema, das viele Frauen gern großräumig umgehen. Dabei ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen und es zu durchdenken – denn nur so können wir informiert mitreden und, mehr noch, zu unserer Macht stehen.
Verstehen wir den Begriff von seiner Herkunft her, wird Macht erst einmal mit „Können, Fähigkeit, Vermögen (z. B. jemand „vermag“ etwas zu tun) in Verbindung gebracht[2]. Diese Definition haben wir nicht oft im Blick. Mehr noch: Es ist daraus unschwer zu erkennen, dass Macht nichts, überhaupt nichts mit dem Geschlecht zu tun hat. Unser Unbehagen oder unsere Ablehnung mit/von dem Thema Macht kommt häufig daher, dass wir negative Erfahrungen gemacht haben: Zwang, Druck, Gehorsam, Gewalt oder Ohnmacht gespürt haben. Das ist aber die Kehrseite der Macht – nämlich der Machtmissbrauch. Machtmissbrauch gibt und gab es zu allen Zeiten sowohl von Männern als auch von Frauen.
Gerade aus der Erfahrung mit Machtmissbrauch heraus, lehnen viele Frauen Macht an sich und für sich selbst ganz konkret ab. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich schon Sätze wie „Frauen brauchen keine Macht (und christliche schon gar nicht); der Wunsch nach Macht ist gefährlich; mächtige Frauen sind Mannweiber“ etc. gehört habe.
Diese Haltung ist in meiner Wahrnehmung extrem gefährlich. Die Macht, die Frauen zum Beispiel in der Erziehung, in der Partnerschaft, im Beruf, im Verein, im Ehrenamt haben und leben, zu verneinen, heißt, die Realität zu verkennen. Und: Wo Macht unter dem Deckmäntelchen des „Ich meine es doch nur gut!“ gelebt wird, wird und wirkt sie zerstörerisch. Die Menschen, die von dieser Macht betroffen sind – seien es Kinder oder Erwachsene – spüren sehr wohl die Macht, die hinter dieser Haltung steckt.
Nun kann es nicht darum gehen, den Machtmissbrauch oder die negativen Seiten der Macht, die es ohne jeden Zweifel gibt, zu verleugnen oder kleinzureden.
Es geht vielmehr darum, zu entdecken, wo meine eigene Macht liegt.
Wie ich meine Macht zeige und lebe.
Ob ich meine Macht verantwortungsvoll nutze.
Wenn ich anerkenne, dass ich Macht habe und zu ihr stehe, dann kann ich sie sinnvoll nutzen. Dann kann ich die Klippen umschiffen, die zum Machtmissbrauch führen. Dann kann ich mich herausfordern lassen, meine Macht nutzbringend zu leben. Dann kann ich all meine Fähigkeiten und mein Können einsetzen, um da, an diesem Ort, an dem ich lebe, voller Macht oder mit Voll-Macht zu handeln.
Das ist das, was wir heute brauchen: Frauen und Männer, die sich bewusst darüber sind, dass sie Fähigkeiten und Können haben, die sie zum Wohl der Gemeinschaft und im Dienst für die Nächsten, die Welt, das Leben einsetzen. Das braucht eine andere Haltung als die Macht, die aus resultiert.
Das ist eine Aufgabe für alle Menschen – für Frauen und Männer, unabhängig von Position, Herkunft, Religion, Bildung, Alter.
Hier eines meiner Wortgedichte zum Thema MACHT.
„Macht“
Mutig einen
Anfang machen und Verworrenem
Chaos die Stirn bieten, damit es am
Horizont
Tagt, die Furcht zu vertreiben.
Fotos: Erwin Grundler, Überlingen – Aufkirch
[1] Kalender „Starke Sprüche von starken Frauen 2017“, Verlag Harenberg; Katharine Graham am 5. Mai 2017
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Macht vom 08.12.2014 unter der Überschrift „Etymologie“
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[…] Auch hierüber habe ich schon geschrieben. Da es schon eine Weile zurückliegt, erinnere ich gern nochmals daran: https://mutigerleben.wordpress.com/2017/06/02/macht-hat-kein-geschlecht/ […]
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