„Man muss es wagen …“

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Ich schrieb es hier schon: Auch in dieser Fastenzeit nehme ich an Susannes Schreibexperiment „Anders als gedacht“ teil. In der 3. Woche haben wir uns mit dem Thema „Frage“ beschäftigt. Eine Aufgabe lautete, aus einem zuvor entstandenen Gedicht einen Satz herauszunehmen und ihn weiterzuführen. Hier kommt der Text.

 

Man muss es wagen – nicht ausgeschlossen, dass es gelingt„, liest Frieda den ersten Satz eines Gedichts. Sie legt das Blatt zur Seite. Steht auf. Geht durch den Flur zur Küche. Am Flurspiegel bleibt sie stehen. Sie sieht sich an. Entdeckt hier und da neue Fältchen, die sich um Augen und Mund eingegraben haben.

„Aber was, wenn ich zu müde bin, etwas zu wagen?“ Ihre Hände ballen sich wie von selbst zu Fäusten. Es schüttelt sie. „Immer wieder etwas wagen müssen. Wie lange denn noch? Kann ich nicht einfach damit aufhören?  Mit suchen und fragen und Antworten finden, ist es ja nie getan – immer wieder kommt etwas Neues!“

Sie geht hin und her. „Das hast du doch immer gemocht. Warst nicht du diejenige, die immer gesagt hat: <Stillstand ist Tod, Leben ist Veränderung?“, hört sie da eine leise Stimme fragen. Frieda seufzt. „Du schon wieder, gute Fee. Kannst du nicht auch einmal Ruhe geben?“

„Nö. Kann ich nicht. Will ich nicht. Werde ich nicht. Nicht, wenn du deine Haltung so einfach aufgibst. Sag, wer soll noch eine Zukunft haben, wenn alle – wie du – die Flinte ins Korn werfen? Wer soll die Hoffnung wachhalten? Und wer die Begeisterung am Leben erhalten? Wer soll etwas wagen, und wenn es nur ist, den Lichtstrahl im Dunkel zu finden? Nein, nein, Frieda – es braucht dich. Ja, ganz genau dich. Mit allem, was dich ausmacht. Und vergiss nicht: Zweifeln darfst du natürlich, das gehört dazu. Es braucht nur ein gesundes Verhältnis: Mehr hoffen und wagen, als zweifeln – dann bist du auf einem guten Weg!“

Frieda seufzt noch einmal. Dann steht sie auf und öffnet die Fensterläden. Der Pfirsichbaum vor dem Fenster blüht.

 

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Setze – wenn Du magst – den Anfangssatz fort.

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

4 Kommentare
  1. wortgeflumselkritzelkram
    wortgeflumselkritzelkram sagte:

    Ach, das gefällt mir auch sehr! Ich hinke immer noch hinterher und mit den Fragen werde ich nicht warm und auch das Vertrauen fällt mir grade schwer….. aber das kommt wieder, weil die Hoffnung habe ich nicht verloren :-)
    Liebe Grüße an dich, Sabine

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    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Sabine,
      danke dir. Schön, dass es dir gefällt.
      Ich habe den Tag gestern genutzt, um auf dem Balkon zu schreiben und alles einzutragen. Jetzt bin ich gut dabei – von dieser Woche fehlt mir nur noch der letzte Teil – nämlich „der schusselige Engel und ich“. Das kriege ich hin.
      Ich schicke dir eine Umarmung – falls du magst – und ein „Du schaffst das – irgendwann“. So, wie es aussieht, wird die Fastenzeit in diesem Jahr länger werden als sieben Wochen – und Verzicht bekommt eine ganz neue Dimension.
      Also: Alles Liebe und Grüße
      Judith

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      • wortgeflumselkritzelkram
        wortgeflumselkritzelkram sagte:

        Umarmungen nehme ich immer :-) da meine Familie auch auf Abstand ist, bekomme ich zur Zeit nur virtuelle ;-)
        Ja, Verzicht wird noch mal neu definiert. Für viele schwer, auch für mich teilweise. Allerdings kämpfe ich weiter mit meiner Gesundheit – das steht jetzt für mich an erster Stelle.
        Liebe Grüße und ich freue mich auf deinen schusseligen Engel :-)

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      • mutigerleben
        mutigerleben sagte:

        Also gut – fühl dich gedrückt.
        Und ansonsten ist tatsächlich erst die Gesundheit dran, das Schreiben läuft dir ja nicht weg.
        Hab es fein, jedenfalls so fein es geht.
        Judith

        Antworten

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