Mittwoch, 16. September 2020

12.00 Uhr – Unterwegs gewesen

Heute Vormittag war ich auf einem Arbeitsspaziergang. Zuerst war es noch ein wenig kühl und herbstnah, später kam die Sonne heraus. Wir waren in einem Teil des Grabens unterwegs, indem ich nicht oft bin.
Zum einen fand ich unseren Weg anregend – es gab vieles zu schauen und die Atmosphäre war eine besondere, zum anderen haben wir die verschiedenen Info-Tafeln gelesen und besprochen. Sie erzählen über die Geschichte der Stadt.
Dann entdeckte mein <ungewöhnlich und klein> Auge tatsächlich etwas. Um was genau es sich handelt oder wer es gemacht hat, ist mir nicht ersichtlich. Dennoch lohnt es sich, anzuhalten und dem Ganzen einen zweiten und dritten Blick zu schenken. Ein Spaziergänger, der uns entgegenkam, blieb stehen und folgte meinem Blick. Dann ging er weiter. Kurz darauf rief er zu uns zurück: „Hier ist noch einer!“
Dann bedankte er sich mit den Worten: „Jetzt laufe ich hier so oft vorbei, aber das habe ich noch nicht gesehen. Danke, dass Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben“.
Und dann begegnete uns auch noch Rapunzel.

15.30 Uhr – Rituale

Mittwoch ist Enkelbuben Mittag – meistens jedenfalls. Heute schon. Den einen holen wir im Kindergarten, den anderen in der Kita ab. Wir laufen zu ihnen nach Hause. Wie fast immer, wenn das Wetter es zulässt.
Heute wird irgendwo in der Nähe Mais gehäckselt, deswegen kommt andauernd ein Traktor vorbei – einer voll, der nächste leer.
Kastanien sammeln gehört auch zu den Ritualen mit den Kindern – heute hatten wir Glück. Beide packten die Kastanien in ihre Rucksäcke und trugen sie stolz nach Hause.
Und dann, zu Hause, beginnt L. zu spielen. Mais häckseln ist seine Arbeit.
Was sind die Traktoren hier im Wohnzimmer laut.

18.05 Uhr – Nachgedacht

Ein Satz beschäftigt mich. Er hat mich gestern ins Bett begleitet, begrüßte mich beim Aufstehen heute Morgen und blitzte den Tag über immer wieder auf.
Sinngemäß lautet der Satz: Wenn alles anders ist – das ist doch nichts Neues. Das Leben kann jeden Tag und jeden Moment anders sein.

Stimmt. Ja, natürlich war das schon immer so. Und ja, natürlich ist das nichts Neues. Tatsächlich haben viele Menschen diese Erfahrung auch schon gemacht.
Auch ich kenne den Satz. Und ich weiß, dass er richtig ist.
Dennoch habe ich bislang nicht jeden Tag meines Lebens damit aktiv gelebt, will heißen: ich stehe nicht jeden Morgen auf und sage mir „heute könnte alles anders sein“.
Klar weiß ich das <irgendwie>, aber es bestimmt mein Leben nicht ausschließlich – und das ist auch gut so. Ich frage mich, inwiefern – neben allem anderen –  Zuversicht und Leichtigkeit und Unbeschwertheit sein könnten, wenn ich jeden Tag damit rechnen müsste, dass ab heute nichts mehr ist, wie es war. Noch einmal: Ja, das kann passieren und dann gilt es, irgendwie damit zu leben.

Wenn ich auf dieses Jahr zurückschaue, dann entdecke ich, dass genau das im Frühjahr passiert ist. Plötzlich war das Leben anders – für alle. Niemand wusste, was morgen, übermorgen oder nächste Woche sein würde.
Und „Alles war anders“ – jedenfalls für die allermeisten Menschen.
Da war die Frage: <wie gehe ich damit um, wenn alles anders ist?> eine, die im Raum stand. Für nicht wenige gingen Unbeschwertheit und Gleichmaß verloren – und das brachte Unsicherheit mit sich.

Ob dieser Verlust vielleicht auch Menschen auf die Straße treibt? Und geht es dann möglicherweise weniger um Freiheit, als um eine Rückkehr zum gewohnten Lebensgefühl?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass dieses Jahr für viele Menschen eine Zäsur war und ist. Ob zum Positiven oder zum Negativen – das wird sich erst noch zeigen.

 

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