Mittwoch, der 25. März 2020

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Die Idee des „Corona-Tagebuchs“ stammt von hier corona-blog.at 

 

11.45 Uhr

Heute bin ich müde. Komme nur schwer in die Gänge. Der Ischias jault. Dieses Mal heftig. Bis weit in den Unterschenkel hinein spüre ich es.
Ich kann mich nicht aufraffen, Dinge meiner To-do-Liste zu erledigen. Erst koche ich mir einen Tee. Dann stelle ich die Spülmaschine an. Ich gehe auf den Balkon. Schaue mich um. Gehe zurück ins Warme. Der Wind ist kalt. Die Sonne trügt. Ich trinke einen Schluck. Schreibe. Das Handy kündet von eingegangenen Nachrichten. Ich bleibe sitzen. Sehe mich um. Der Schatten der Markise tanzt auf dem Wohnzimmerboden. Ich sehe zu. Zuerst. Dann schließe ich die Augen.

14.01 Uhr

Ich habe gekocht. Gegessen. Mit meinem Mann geredet. Die Küche aufgeräumt. Am Espresso gerochen. Ihn getrunken. Aber: die heutige Lähmung bleibt. Das finde ich bescheuert. Andererseits: Vielleicht gehört das auch zu dieser Situation? Vielleicht ist durchhängen nicht schlimm? Vielleicht hilft es, danach wieder aufzustehen?
Ich weiß es nicht. Ich könnte dies oder jenes tun. Notfalls putzen und aufräumen. Oder bügeln. Von all dem gibt es genug. Der Haushalt ist ja nie, niemals fertig. Aber nein, ich mag auch das gerade nicht.
Ich muss hier raus. Den vier Wänden den Rücken kehren. Mich vom Wind durchrütteln lassen. Vielleicht hilft es ja!

15.00 Uhr

Ich bin draußen. Der Wind pfeift. Heult durch Äste und Blätter. Zaust Bäume und Gräser. Ich stemme mich gegen ihn. Er zerrt an mir. Kriecht unter meinen Mantel. Heult laut. Fast übertönt er den unablässigen Strom von Autos, Traktoren und Lastwagen.
Die Sonne scheint. Sie wärmt nicht. Aber sie schenkt mir die Gewissheit, dass der Tag kommt, an dem sie es tut.
Ich sehe, wie viel Löwenzahn gewachsen ist in den letzten Tagen. Es leuchtet zwischen Grün und Braun. Jetzt habe ich den Wind im Rücken. Er trägt mich fort. Zurück nach Hause. Ein Stück weit begleitet mich ein Schmetterling.

23.38

Das „Rausgehen“ hat geholfen. Ich war tatsächlich noch produktiv. Eine lang vor mir hergeschobene Überarbeitung eines Interviews wurde endlich fertig. Der handschriftliche Entwurf für die erste Woche des „Online-Schreibens“ steht. Ideen für die zweite Woche ebenfalls. Ich habe die letzten Rechnungen des Quartals geschrieben, ein paar Beiträge für das Tagebuch und den Blogbeitrag für morgen. Ganz besonders wichtig aber waren mir die Telefonate mit den Teilnehmerinnen eines Kurses. Wir haben gesprochen, wie es Ihnen mit dieser so anderen Zeit geht. Und auch, wenn es dabei Schwere gab, war es eine Erfahrung, die Verbindungen gestärkt hat. Getröstet hat es auch. Hoffentlich.

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