„QW at Home“: Die Heilung der gekrümmten Frau

Heute arbeiten wir mit der Erzählung „Die Heilung der gekrümmten Frau“ (Lk 13, 10-17).
Die Idee war nicht, sich mit dem zu beschäftigen, was sie gekrümmt hat, sondern zum einen, welche Möglichkeiten sie durch ihre Krümmung nicht hatte und was sie nicht konnte.
Zum anderen geht es darum, dass das „Geheilt sein“ ja sehr ANDERS ist und deshalb geht es darum, sich mit dem Anders zu beschäftigen. Ich gehe an der Seite der „Geheilten Frau“ durch den Tag und verleihe ihr Sprache.Hier meine Annäherung.

Ich
sehe
den Vogel
der
hoch oben
seine Kreise
ins Blau schreibt
und
die Sonne
die ich bislang
nur gespürt habe.

Ich
sehe
die Maulbeeren
am Baum
nicht nur die
die herabgefallen sind
und übrig.

Ich
sehe
die Wolken
und
frage sie
nach ihrem Wohin.

Ich
spüre
die Weite in mir
die
meinen Atem vertieft
und
einfacher fließen lässt.

Ich
spüre
mein Aufrecht
und
ahne
ICH BIN.

Ich
spüre
die Blicke
der anderen
sie
gelten mir
nicht länger
meiner Krümmung.

Ich
sehe
und
ich spüre
wie ein Kind
das die Welt
entdeckt.

 

|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG, UNBEZAHLT|

 

DSC_2968

 

Was denkst Du: Was würde Deine „Geheilte Frau“ erleben? Wie ginge es ihr?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

4 Kommentare
  1. Margareta
    Margareta sagte:

    Liebe Judith, vielen Dank, das klingt für mich sehr ermutigend.
    Ich schreibe heute einen Tagebucheintrag der gekrümmten Frau.
    Heute war ein Tag, den ich schon so lange herbeigesehnt habe. Ich habe mich getraut, ich bin in die Synagoge gegangen. Plötzlich stand er vor mir – Jesus – er legte mir die Hände auf und sagte: „Du bist erlöst von deiner Schwäche“. Was für Worte…und ja, es ist geschehen!
    Die Erzählungen über seine Heilungen haben mich bewogen, immer wieder in die Synagoge zu gehen, wartete ich doch schon so lange auf Heilung.
    Alles andere was sich noch abspielte, habe ich nur am Rande mitbekommen. Ich war so überwältigt und erfüllt von dem was sich zugetragen hatte, dass ich mich ins Gebet vertiefte um etwas zur Ruhe zu kommen.
    Bald schon spürte ich die Blicke der Anderen auf mir, nicht mehr abwertend, verachtend und ausgrenzend, nein, sie spiegelten Neugier, Achtung und Freude als ich mein Gesicht zu ihnen erhob.Ich spürte, wie sich auch mein Blick wendete. Nicht mehr nur die Erde, den Schmutz, die Füße der anderen Leute und meinen eigenen Schatten konnte ich sehen. Ich konnte in ihre Augen sehen, ihre Regungen wahrnehmen. Nicht zuletzt konnte ich den blauen Himmel, die Sonne und die Weite um mich herum aufnehmen. Welch eine Freude. Ich spüre mich ganz neu, mein Brustkorb und mein Bauch heben sich mit jedem Atemzug. Ich bin erfüllt.
    Dennoch machen mir alle diese neuen Möglichkeiten auch etwas Angst. Werde ich es schaffen, mein altes, mühsames Leben abzulegen und mich auf das Neue einzulassen? Ich weiß, es braucht Zeit und Geduld mit mir und den Menschen um mich herum. Werden sie mich jetzt begleiten?Jahrelang haben sie mich geachtet, ja Schuld zugesprochen. Werden sie meine Heilung zum Anlass nehmen, auch ihr Verhalten zu ändern? Ich wünsche es mir so sehr. Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet, das werde ich mir immer wieder in Erinnerung rufen, wenn ich zögere und sich Sorgen breit machen. So viel Neues, so viel Anders, nun kam es so plötzlich. Neue Gedanken stürzen auf mich ein lassen mich noch nicht zur Ruhe kommen. Mit einem Blick in einen mit Sternen leuchtenden Nachthimmel höre ich mich beten. Gott, Freundin – sei Du bei mir!

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Margareta,
      ein wunderbarer Text von Dir – vielen Dank. Er regt mich zum Nachenken an und ich kann die Gedanken „der geheilten Frau“ nachvollziehen. Ihr Hin- und hergerissen sein kann ich verstehen.
      Und: Geht es uns nicht auch oft so, wenn wir vor neuen situationen stehen?
      Herzliche Grüße
      Judith

      Antworten
  2. Silvia Kühnle
    Silvia Kühnle sagte:

    Liebe Judith und Margareta,
    danke für eure Gedanken.

    Als gekrümmte Frau ging mir oft ein Lied von Gila Antara durch den Kopf:

    Wie kann jemand dir jemals sagen,
    dass du weniger bist als wunderschön?
    Wie kann jemand dir jemals sagen,
    du bist nicht ok?
    Wie kann jemand es nicht bemerken,
    dass deine Liebe ein Wunder ist…
    Wie tief unsere Seelen verbunden sind…..

    (T/M: Libby Roderick, Dt. Text Gila Antara, siehe auch hier https://www.youtube.com/watch?v=Xn41qKzkcQY)

    Warum war ich für die Leute nicht ok? Nur weil ich gekrümmt bin? Wissen diese Leute was für einen „Packen“ nicht „Päckchen“ ich zu tragen habe? Ich war ANDERS – und mich hat niemand gefragt, ob ich das will.
    Durch Jesus Zusprache wurde ich geheilt. Ich ging aufrecht. Die Leute nahmen mich verwundert wahr! Ich habe mich mit meinem Schicksal versöhnt. Ich sagte nicht mehr zu allem „Ja“ und habe mich um mich selbst gekümmert. Ich war auf einmal eine ganz ANDERE. Die ANDERE war für mich fremd, neu und gewöhnungsbedüftig. Jetzt ist aber alles voll und ganz OK. Ich gehe meinen Weg, manchmal auch rückwärts, aber stettig voran.
    Guter uns liebender Gott, Freundin, bleibe bei mir auf all meinen Wegen.

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Silvia,
      ich danke Dir für Deinen Kommentar.
      Oh ja, das Lied geht mir auch durch den Kopf. Und auch die Gedanken „deiner Frau“ kann ich nachvollziehen. Ist es nciht auch heute so, dass wir immer nur einen Teil sehen, während das andere uns verborgen bleibt. Dennoch sind wir mit Bewertungen und Beurteilungen oft schnell zur Hand.
      Ich wünsche Dir einen guten Tag und viel Freude mit den heutigen Anregungen.
      Herzliche Grüße
      Judith

      Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert