Samstag, 09. Mai 2020

09.45 Uhr – Stille

Erwin ist früh zum Fotografieren gegangen. Ungestört und mit Abstand. Ich genieße die Stille, die mich umgibt. Dann taucht die Frage auf: Ist das Stille oder ist es doch nur die Abwesenheit von Geräuschen?
Eine gute Frage – und eine, die ich mir des Öfteren stellen könnte. Ich gestehe: Auf Anhieb fällt mir keine Antwort ein. Zumindest keine, mit der ich zufrieden wäre. Also denke ich nach. Spiele ein wenig mit den Worten. Und merke: Die Abwesenheit von Geräuschen ist ein Teil äußerer Stille. Führt die äußere Stille zur inneren Stille? Oder ist das Ruhe?
Schon ist die nächste Frage da.

15.00 Uhr – Fertig

Ich habe mich mit dem Thema „Suchen und Finden“ beschäftigt. Es ist das Thema des nächsten Termins „Schreiben im Café“. Das würde nächste Woche stattfinden. Aber sobald werden wir uns vermutlich nicht zu dieser Veranstaltung treffen – denn, selbst wenn das Café geöffnet wäre, könnten wir den erforderlichen Abstand nicht einhalten.
Rein theoretisch könnte ich den Teilnehmerinnen – falls jetzt überhaupt Interesse da ist – die Ausarbeitung zusenden. Aber es ist nicht dasselbe, wenn ich zuhause am Tisch sitze und für mich alleine schreibe. Das „bei sich sein und bei den anderen sein“, das fällt definitiv weg.
Wie auch immer: das Thema steht!

17.00 Uhr – Ausruhen nach dem Spaziergang

Der Zeppelin fährt vorbei. Ich höre ihn, bevor ich ihn sehe. Wie das <Unten> wohl von dort oben aussieht? Ob die Häuser Puppenhausgröße haben? Ob sie größer sind? Kann man von dort oben die Menschen unten im Garten werkeln sehen? Oder im Liegestuhl?
Der Zeppelin ist längst weg, als ich das schreibe, dafür zieht ein Storch seine Kreise. Er ist allein. Wo er wohl herkommt? Und: Was sieht er hier unten?
Wie mag der Unterschied zwischen den Menschenaugen und denen des Storchs sein?
Was werden die Menschen erzählen, wenn sie aussteigen? Und was der Storch, wenn er zum Nest zurückkommt?

 

|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG, UNBEZAHLT|

Die Idee des „Corona-Tagebuchs“ habe ich von B. Pachl-Eberhart.

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