Samstag, den 21. März 2020

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Die Idee des „Corona-Tagebuchs“ stammt von hier corona-blog.at 

 

10.30 Uhr

Ein neuer Tag. Auf den ersten Blick ist er nicht so anders als die bisherigen Tage. Aber dann, nach einem Riesenbecher Schwarztee, wird es mir bewusst: Da ist doch noch etwas. Etwas Großes. Lastendes. Etwas, das zieht und zerrt. Etwas, das nach mir greift. Und ich stehe auf. Gehe zum Fenster. Schaue hinaus. Draußen geht das Leben weiter. Ich atme auf. Ein. Aus. Durch. Dann geht es drinnen auch weiter. Ich sehe mich um. Wo fange ich an? Ich greife zum Stift. Schreibe und spüre – was ich eh weiß – Struktur hilft. Wieder atme ich. Auf. Ein. Aus.
Der Tag beginnt.

15.15 Uhr

Gerade habe ich mit drei Enkelkindern und meiner Tochter persönlich gesprochen – zum ersten Mal seit einigen Tagen. Wir haben uns gesehen. In Natura. Über den gesamten Einstellplatz hinweg. Es fehlt mir, sie zu umarmen. Sie nahe zu haben.
Die Tränen sitzen locker, während ich das schreibe. Aber: Es hilft ja nichts. Da müssen wir durch. Wie gut, dass ich zu allen Enkelkindern eine sichere Bindung habe. Die wird helfen, dies ohne Schaden für die Beziehung zu überstehen. Für uns alle. Und ja, natürlich nutze ich die modernen Kommunikationsformen, aber sie ersetzen mir und ihnen nicht die wortlose Nähe einer Umarmung.

23.50 Uhr

Für drei Stunden ungefähr konnte ich das „Virus“ nun beiseite schieben. Mich auf mein Strickzeug zu konzentrieren und Reihen zu zählen, das hat geholfen. Zwei Komödien anzusehen auch. Und die Erfahrung, wie es ist, zusammen mit fünf Freundinnen zu schreiben. Jede einzelne für sich – und ich durfte aus dem, was sie geschrieben haben, etwas Neues gestalten. Das Schreiben wird wohl weitergehen – und das ist gut so. Denn es zeigt, dass es noch anderes gibt, als nur Corona. Dass wir Raum haben, an anderes zu denken. Das ist notwendig, denn es rückt die Dinge in eine andere Perspektive. Für Augenblicke wenigstens.

 

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