SCHREIBEN IM CAFÉ: DIE STILLE ZEIT
Eine der Aufgaben heute Vormittag lautete: Welche Farbe(n) hat die Stille/die stille Zeit? Feststellen kann ich – für mich und für andere – die Stille ist bunt und sie kann ihre Farben wechseln. Mein Text folgt…
Die Stille ist blau. Eisblau. Himmelblau. Indigoblau. Die Farbe ändert sich, so, wie auch die Stille nie dieselbe ist.
Einmal ist die Stille schwer wie die Bettdecken in meiner Kindheit. Dann ist das Blau dunkel. Ein anderes Mal ist die stille leicht. So leicht wie eine Feder. Wie eine Libelle. Wie mein Atemhauch. Dann trägt die Stille hellblau.
Hin und wieder ist die Stille für mich gar nicht da. Sie spielt im Irgendwo. Zwischen ja und nein. Ist spürbar, aber nicht ganz wirklich. Diese Stille ist eisblau. Nach ihr greife ich nicht.
Mit der Stille in mir ist es anders. Diese Stille kann alle Farben des Regenbogens tragen.
Gelb ist sie, wenn sie sich in mir ausbreiten kann und ich, dank ihr, tief ins Sofa einsinke.
Rot ist sie, wenn die Stille nervt. Wenn sie an mir zerrt und zieht, wenn sie zwickt und zwackt und mir keine Ruhe lässt.
Grün ist die Stille, wenn ich sie in mir spüre. Im Bauch. Im Brustkorb. Im Kopf. Diese stille ist wie ein Geschenk. Sie hält mich im Arm. Füllt den Augenblick mit einem „Alles-ist-gut-Seufzen“, lässt mich wach sein.
Und violett ist die stille, wenn in ihr Gedanken geboren werden. Sie gehen auf wie Sterne am Nachthimmel oder das erblühen von Feuerwerksblumen. Viele zerstieben, aber ein oder zwei Gedanken fallen auf fruchtbaren Boden. Wurzeln sich ein. Treiben aus. Diese Stille liebe ich. Sie ist eine ganz besondere Stille. Sie berührt mein Herz. Lange hallt sie in mir nach.
Welche Farbe(n) hat die Stille für Dich?
Teile Deine Ideen gern hier mit mir.
Foto: © Erwin Grundler
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