Schreiben im Café: Was wäre, wenn … – ein Spiel mit Möglichkeiten
Was wäre, wenn der Himmel den vierten Tag in Folge schon rot-schwarz- kariert wäre?
Schreibaufgabe: Stell dir vor, du gehst zum Markt und wirst dort in ein Gespräch darüber verwickelt. Schreibe das Gespräch auf. So lautete die 3. Aufgabe des Vormittags.
Ida geht zum Markt. Wie an jeden Mittwochmorgen. Sie hat ihre feste Routine. Erst das Brot. Dann holt sie den Käse. Zuletzt kauft sie Gemüse und Obst.
„Guten Morgen, Ida, pünktlich wie immer. Auf dich ist Verlass“, sagt die Bäckersfrau und strahlt Ida an. „Ich habe dein Brot schon gerichtet.“ Sie reicht es über die Theke. Nimmt das Geld entgegen. „Sag, Ida, was ist los? Du hast noch nicht einmal gelächelt heute. Geht es dir nicht gut?“
Ida schüttelt den Kopf. Nickt. Schüttelt ihn wieder.
Der Bäckersfrau wachsen Stirnfalten.
Ida hebt den Kopf. Schaut zum Himmel. Die Bäckersfrau auch.
„Ach, das… Das wird schon wieder vergehen.“
„Und wenn nicht?“
„Na, dann bleibt es halt so.“
„Wie? So? Rot-schwarz-kariert? Aber das ist doch kein Himmel.“ Ida seufzt. „Ist es denn nicht egal, ob der Himmel blau, grau, schwarz, weiß, nebelig oder rot-schwarz-kariert ist?“
„Egal?“, entfährt es Ida.
„Ja, egal. Dass er blau ist, ist reine Gewohnheit. Klar, blau ist eine Farbe, die vielen Menschen gefällt. Und guttut. Aber letztlich ist es doch ganz egal.“ „Egal?“ Etwas anderes fällt Ida scheinbar gerade nicht ein.
„Was macht es denn für einen Unterschied? Himmel ist Himmel!“
„Aber, das stimmt doch nicht.“ Ida schüttelte den Kopf. „An diesem Himmel sehe ich keine Vögel mehr fliegen. Und die Kondensstreifen der Flugzeuge verschwimmen. Ich sehe keinen Hubschrauber mehr, keinen Ballon, nichts.“ „Na und? Da gewöhnst du dich dran. Vermutlich ganz schnell. Und außerdem: Wenn du nur auf die roten Felder siehst, kannst du das alles entdecken.“
„Aber das ist anstrengend?“
„Und? Das gehört doch zum Leben dazu. Wir beide haben doch schon viele Anstrengungen hinter uns, das ist doch nichts Neues.“ Die Bäckersfrau sieht Ida an.
„Was?“ Idas Stimme steigt.
„Bisher haben wir alle Anstrengungen doch überstanden. Was ist denn jetzt anders?“
Es wird still. Ida nur einen Atem hinter sich. Sie dreht sich um. Drei Menschen stehen hinter ihr.
„Reden Sie nur weiter“, sagt der Erste. „Ich habe Zeit und Ihr Gespräch war gerade sehr spannend.“ Er dreht sich zu den anderen um. „Das sehen Sie doch genauso, oder?“ Alle nicken.
„Also, Ida, was ist jetzt? Weshalb findest du diesen Himmel so furchtbar?“ „Weil… keine Ahnung. Weil es so anders ist als alles, was ich kenne?!“
„Du klingst, als wärst du dir selbst nicht sicher.“
„Bin ich auch nicht.“ Ida seufzt. „Ich weiß ja, dass Veränderungen dazu gehören. Aber so …?“ Sie schüttelt den Kopf. „Ich muss gehen“, sagt sie und dreht sich um. Grüßend hebt sie die Hand. Sie schaut nicht zurück.
Die Bäckersfrau sieht ihr nach. „Manche machen sich das Leben selbst schwer“, sagt sie und fragt: „Was darfs denn sein, Herr Maier?“
Ich bin auf deine Geschichte gespannt.
Foto: © Erwin Grundler
…und weil der Himmel heute ganz aussieht, wie ich es gewöhnt bin, bekommst du ein „normales“ Himmelsbild!
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