„Sei, was du willst …“

Ich habe das Buch „Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht“ von Alexandra Potter gelesen (Piper Verlag, Zitat Seite 455 auf meinem Ebook-Reader).
Unter der Überschrift „Was ich alles von Cricket gelernt habe“, hat die Protagonistin Nell eine Liste mit Sätzen/Sprüchen erstellt.
Einige davon habe ich mir herausgeschrieben.
Hier kommen meine Überlegungen zu einem ersten der Sätze.

 

„Sei, was du willst, aber immer außergewöhnlich!“
Diesen Spruch habe ich dreimal gelesen, denn ich bin über ihn gestolpert. Und über das Wort <außergewöhnlich> auch.
Was ist denn <außergewöhnlich> überhaupt? Heißt das speziell oder besonders oder außerordentlich oder vorzüglich? All diese Bedeutungen können gemeint sein – aber sie sprechen mich nicht an.

Mir kommt Hermann Hesse in den Sinn. Hesse sprach vom „Eigensinn“ als einer Tugend. Er meint dabei „Eigensinn“ nicht als Egoismus oder als eine Eigenschaft, die sich um jeden Preis verwirklichen will. Nein, Hesse meint die Suche nach der Individuation, nach der Individualität – und dazu fordert er auf.
Es geht um einen „Eigensinn“, der das ICH betont, aber weder apolitisch noch egoistisch ist.
Vielleicht hilft ein Blick zu den Aufgaben der Tagesmütter. Hier wird nicht von „Eigensinn“ gesprochen, sondern von <Individualität gepaart mit einer sozialen Einbindung>. Das hat jede Tagesmutter als Aufgabe zu leisten.

„Sei, was du willst, aber immer außergewöhnlich!“
Bin ich auf der richtigen Spur? Im Sinn von passender Spur?
Ist ein Mensch außergewöhnlich, wenn er auf eigensinnige Weise zur eigenen Individualität findet?
Und, wie ist das? Machen Individualität, „Eigensinn“ und <außergewöhnlich sein> einsamer?
Schaue ich mir Hesses Leben an, dann kann ich nur ein lautes JA sagen.
Ja, <außergewöhnlich sein> – das fordert. Das braucht Mut. Das macht manchmal einsam. Individualität ebenso.
Und „Eigensinn“ braucht und sucht weder Macht noch Geld.

„Sei, was du willst, aber immer außergewöhnlich!“

 

|WERBUNG WEGEN NAMENSENNUNG, UNBEZAHLT|

 

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Wie geht es Dir mit diesem Satz?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

4 Kommentare
  1. Annuschka
    Annuschka sagte:

    Mir fällt spontan dazu ein: Wenn du etwas wirklich willst, dann knie dich richtig rein, mach es nicht so lala. Und bei dem Gedanken muss ich mich auch manchmal echt an meine eigenen Nase fassen😉. Einen schönen Tag wünsche ich dir, LG Anja

    Antworten
  2. Christine Schoch
    Christine Schoch sagte:

    Liebe Judith,

    „Sei alles, außer gewöhnlich ! “
    In dieser Formulierung ist mir der Satz schonmal begegnet. Ich hing auch daran fest…
    Was ist verkehrt am gewöhnlich sein ? habe ich mich gefragt. Für mich kam dann die Antwort darin, dass ich oftmals sehr an Gewohnheiten hänge, auch an solchen, die eigentlich überlebt sind.
    Und frage mich nun manchmal, wenn mir etwas unbequem oder herausfordernd entgegen kommt, hänge ich hier im gewohnt Gewöhnlichen fest ?
    Manchmal hilft mir das dabei, mich für Neues , Ungewöhnliches, zu öffnen.

    Einen wundervollen Sommertag wünscht
    Christine

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Christine,
      danke dir – in dieser Formulierung habe ich den Satz auch schon gelesen.
      Was ist so schlimm an „gewöhnlich“ fragst du. Ich glaube, das tragische daran ist, dass du bist und tust, was alle tun und was von dir erwartet wird – und insofern hebst du dich nicht ab von der Masse, sondern bist als Mitläuferin eben nicht zu entdecken.
      Und ja, vielleicht hat es auch etwas mit deiner Auslegung, deinen Gedanken vom „am Gewöhlichen hängen“ zu tun.
      Dir ein wundervolles Sommerwochenende,
      Grüße
      Judith

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