Sonntagsgedanken: Ein Debakel

Da beginnt die 4. Versammlung des Synodalen Wegs mit einem Paukenschlag. Ein Paukenschlag, der für mich gleichzeitig eine schallende Ohrfeige ist. Es soll ein Papier verabschiedet werden, das sich um die Erneuerung der kirchlichen Sexualmoral dreht. Dieses Papier ist nicht vom Himmel gefallen. Es ist auch nicht von wenigen Menschen im stillen Kämmerlein verfasst worden. Nein, es war bekannt. Vorbesprochen. Im Klartext: Es ging darum, einen Text zu verabschieden, der vorbereitet und in vielen Stunden ausgearbeitet war. Die große Mehrheit der Delegierten stimmte dem Text zu – und ein großer Teil der deutschen Bischöfe ebenfalls. 21 oder 22 aber lehnten ihn ab. Nun war es leider nicht so, dass diese Bischöfe dies offen getan hätten. Der größte Teil von ihnen hat dies abgelehnt, ohne je vorher die eigene Haltung zu diesem Papier publik zu machen. Ja, viele davon waren offensichtlich nicht in den vorbereitenden Ausschüssen und bei Gesprächen. Was lehrt mich das? Das ist nichts anderes als eine Machtdemonstration. Wieder einmal.

Als Frau in der Katholischen Kirche sind mir Machtdemonstrationen wahrlich nicht fremd. Mir sind auch Unzufriedenheit, Unverständnis, das Leiden an der Kirche und das Ringen um einen gangbaren Weg nicht fremd. Gerade deshalb habe ich keine Hoffnung auf den Synodalen Weg gesetzt – viel zu oft habe ich erlebt, das berechtigte Anliegen von Teilen der Hierarchie abgebügelt wurden. Nicht weil es gute Gründe dafür gäbe, sondern weil sie es kann. Wo der Glaube herrscht „Macht muss ich demonstrieren, dass ich sie behalte“, ist ein Dialog nicht erwünscht.

Wenn ich sehe mit wie viel Mut, Zeit, Engagement, Aufbruchstimmung, Handeln aus Liebe zu Kirche und Nähe zu den Menschen die Delegierten bei der Sache sind, werde ich wütend und traurig. Für sie. Denn sie, die sich einbringen, werden vorgeführt. Vorgeführt von Männern, die Macht leben und glauben, die Kirche dürfe sich nicht verändern. Denen sei gesagt: Tradition heißt nicht, es muss alles so bleiben, wie es ist und immer schon war. Tradition bedeutet vielmehr, wichtigen Werte weiter zu geben. So, wie sich das Leben, das Wissen, die Erkenntnis und die Menschen verändern, so müssen sich auch Werte verändern, sonst tragen sie nicht mehr. Und wenn die Katholische Kirche die Gottesebenbildlichkeit der Menschen verkündet, aber sie in der eigenen Lehre verleugnet, dann braucht sich die Kirche nicht zu wundern, wenn sie von den Menschen nicht mehr ernst genommen wird.

Ja, mir ist bewusst, dass es auch Bischöfe gibt, die zu Veränderungen bereit sind. Und ja, ich weiß auch, dass einige Texte verabschiedet wurden – auch solche, die durchaus schwierig waren. Gerade der Grundtext zum Thema „Frauen und mehr Geschlechtergerechtigkeit“ wird als Erfolg gefeiert. Das ist er in Teilen auf jeden Fall, aber es wurde Abstand genommen von einer verbindlichen Forderung. Stattdessen soll er dem Papst zur Prüfung vorgeschlagen werden – als ein Diskussionsbeitrag. Was da das Ergebnis sein wird, ist kein Geheimnis.

Was für mich deutlich wurde: Es gibt viele, zu viele, Bischöfe, die Reformen und Veränderungen ablehnend entgegenstehen. Dabei geht es nicht darum, die Kirche „weichzuspülen“ oder von der Lehre abzukehren. Nein, es geht um Gerechtigkeit, um Menschlichkeit und um Nächstenliebe. Denn immer noch werden viel zu viele Menschen von der Kirche, die sich auf Jesus beruft, diskriminiert. Und das muss ein Ende haben!

 

 

 

 

 

Ich wünsche Dir einen gesegneten Sonntag!

Foto: © Erwin Grundler

 

 

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