Sonntagsgedanken: Eine Begegnung am Morgen

Ich schlendere zur Bushaltestelle. Zur Abwechslung habe ich keinen Termin. Heute lasse ich alles auf mich zukommen. Ich bin sicher, es wird werden.

Auf der Bank in der Nähe der Bushaltestelle sitzt jemand. Ich schaue hin. Denke nach. Hingehen oder nur grüßen? Ich nicke ihr zu. Schicke ein Lächeln hinüber. Der Bus ist zu spät.
Sie sieht zu mir. Ihr Blick nährt mich.
Ich lasse den Bus vorbeifahren. Langsam gehe ich zur Bank.
„Guten Morgen“, grüße ich und schaue meine Banknachbarin an.
Ich sehe in ein blasses Gesicht mit Sommersprossen. Grüne Augen schauen mich an. Wilde rote Ringellocken rahmen das Gesicht ein. Sie hat schmale Hände, die beim Sprechen tanzen. Ansonsten ist alles an ihr Mittel.
Mittelgroß. Mitteldick. Mittelalt.
Sie strahlt. „Spontanität ist gut“, sagt sie.
Ich sehe sie an.
„Na ja, sonst könnten wir jetzt nicht miteinander reden“.
„Stimmt“, antworte ich.
„So ist das mit mir“.
„Was meinst du?“
Sie grinst. Die Sommersprossen geraten in Bewegung. „Weißt du, ich bin ja immer da, aber ich dränge mich niemandem auf. Ich lasse mich entdecken“.
„Du lässt dich entdecken?“
„Sicher“.

Ich bin durcheinander. Was genau meint sie jetzt?
„Du sag mal, wer bist du denn?“
„Das weißt du nicht? Ich bin die Freude!“

Mehr gibt es nicht zu sagen.
Ich habe verstanden und gehe los, um zu entdecken!

 

 

|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG, UNBEZAHLT|

 

 

 

Wo begegnest Du der Freude?
(Der Text ist als Rohentwurf beim Schreiben im Café entstanden).

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

 

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