Spazieren stehen

Wir hüten  Luis. Sind mit ihm unterwegs. Der See lockt. Beim <Gondelehafen> darf er aus dem Kinderwagen aussteigen und laufen. Mit seinen 15 Monaten ist er gut zu Fuß – und sehr neugierig. Wir laufen und bleiben stehen und laufen. Manchmal ist es notwendig, ihn von einer eingeschlagenen Richtung abzubringen. Das geht. Er schaut. Zeigt vieles. Plappert vor sich hin. Geht auf die Knie. Entdeckt den einen Spalt, in den sein kleiner Finger passt. Er puhlt Dreck aus einem winzigen Loch. Findet Blätter, Steine und Zigarettenstummel. Letztere faszinieren ihn besonders, da er sie nicht haben darf. Jede Ente wird begutachtet und jeder Schwan auch.
Er ist beschäftigt. Ich auch. Mit stehen und schauen. Mit reden. Mit zuhören und mich mitfreuen. Das tut gut. Für eine Stunde gibt es keinen anderen Gedanken. Ich bin da. Beim Spazieren stehen. Der Alltag kann warten. Die Freude des Entdeckens nicht.

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Foto: Judith Manok-Grundler, Überlingen-Aufkirch
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