Themengeschichte 1: Manchmal

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In diesem Beitrag habe ich die Themengeschichte verquickt mit einer Frage aus der „Wohnzimmerkirche“ (https://www.freudenwort.de/wohnzimmerkirche/), die da lautet: „Was macht Gott“?

 

Manchmal sitzt Gott im Park. Heute lehnt sie am Stamm einer Trauerweide und versteckt sich hinter den tief hängenden Zweigen. Denn manchmal ist ihr alles zu viel: Krieg. Streit. Gier. Gewalt. Egoismus. Unvernunft. Arroganz. Überlegenheit. Besser sein wollen. Immer mehr. Geiz. Rassismus. Populismus. Niedertracht.
„Irgendetwas muss ich falsch gemacht haben. Irgendwo muss ich etwas übersehen haben!“, schluchzt sie und wischt sich mit den Händen die Tränen aus dem Gesicht. „Weine ruhig ein wenig, das hilft“. Die Trauerweide umschließt Gott ein wenig mehr mit ihren Zweigen. Sie hüllt sie in einen Kokon aus Wärme, Unsichtbarkeit und Verständnis. Sie schweigt. Es reicht, dass sie da ist.

Als Gott die allerletzten Tränen getrocknet hat und die Schluchzer aufgehört haben, fragt die Trauerweide: „Magst du mir zuhören?“ Gott nickt. „Du, meine Liebe, hast keinen Fehler eingebaut. Im Gegenteil, du gabst den Menschen das Aller- allerbeste, denn du hast ihnen die Freiheit geschenkt. Die Freiheit zu entscheiden. Die Freiheit zu planen. Die Freiheit zum Handeln. Die Freiheit zum Denken. Die Freiheit zu lieben. Die Freiheit, Mensch zu sein. Das ist großartig und manchmal auch schwer. Viele Menschen fürchten sich vor der Verantwortung, die die Freiheit mit sich bringt. Andere fühlen sich überfordert. Manche denken, die Freiheit gelte nur ihnen und ihresgleichen. Das wird auch so bleiben, denn die Menschen sind nun einmal Menschen“. Die Trauerweide lässt Gott Zeit zum Nachdenken.

Dann sagt sie: „Und noch etwas will ich dir sagen, Gott. Wenn du tiefer schaust, dann entdeckst du ganz viel Liebe, Mitmenschlichkeit, Unterstützung, Rücksicht, Nähe. Du kannst Freundlichkeit entdecken. Ein Lächeln, das von Mensch zu Mensch wandert. Du hörst Vögel singen und Kinderlachen. Spürst die Sonne im Gesicht und die Wärme einer Umarmung. Du entdeckst, dass inmitten der großen Müllhalde eine kleine Pflanze allen Widrigkeiten trotzt und austreibt. Und wenn du ganz genau hinsiehst, dann entdeckst du überall kleine Zeichen des Lebens“.Wieder schweigt die Trauerweide. Dann räuspert sie sich: „Ich weiß, dass du das alles auch weißt. Und ich weiß, dass wir manchmal das Gute aus den Augen verlieren … „! Der letzte Satz verklingt.

Und weil die Trauerweide ganz bei Gott ist, kann sie spüren, wie Gott sich entspannt.

 

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Jetzt Du: Was fällt Dir zu „MANCHMAL“ ein?
Was – glaubst Du – macht Gott?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

 

2 Kommentare
  1. mutigerleben
    mutigerleben sagte:

    Liebe Sabine,
    bitte schön, sehr gern.
    Ich schreibe von Gott seit vielen Jahren als „sie“. Das ist für manche befremdend, für mich normal.
    Wie schön, dass dich mein Text berührt hat.
    Lass es dir gut gehen.
    Herzlich
    Judith

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