THEMENGESCHICHTE 20: NICHT

„Nicht müde werden …“ heißt es in einem Gedicht von Hilde Domin. Ich liebe diesen Satz, denn er ermutigt mich. Gleichzeitig sehe ich Menschen, die müde werden/müde sind. Die keine Kraft mehr haben für den Alltag. Ja, nicht einmal mehr für die Freude.

Für mich ist es deshalb wichtig, gut für mich zu sorgen. Auch in meiner Arbeit das wesentlich: Menschen dabei zu unterstützen, in ihren Krisen den Boden unter den Füßen zu behalten. Und, damit wir uns nicht missverstehen: Das bedeutet nicht, Probleme kleinzureden oder eine Haltung zu haben wie „Nun stell dich nicht so an.“ Es geht vielmehr darum, die Krise anzuerkennen und dann zu schauen, wie ich mit ihr umgehe.

Was hilft, nicht müde zu werden? Ich vermute, da gibt es unzählige unterschiedlichste Antworten – so, wie es eben auch unterschiedlichste Menschen gibt. Für mich gilt auf jeden Fall als erstes – auch, wenn sich manchmal alles dagegen wehrt – die Akzeptanz der Krise. Ein „Es ist, wie es ist.“ Mir verschafft das Raum, Zeit und ein wenig mehr Kraft, denn ich brauche keine Kraft mehr, mich gegen die Krise zu wehren. Dabei geht dem „Es ist, wie es ist“ fast immer eine Zeit der Klage voraus – und das ist auch gut so. Wenn die Akzeptanz dann da ist, eröffnen sich oft neue Wege. Meine Widerstandskraft und mein Lebenswillen können mir helfen, mit kleinen Schritten einen der Wege zu gehen. Ebenso wie das Wissen, dass ich schon andere Krisen überstanden habe. Das heißt weder, dass das Überwinden der Krise einfach ist, noch, dass ich nicht immer wieder ins Klagen zurückfalle. Und das ist ok.

Was hilft noch? Menschen an meiner Seite, die für mich da sind. Dankbarkeit. Ein Blick für das, was dennoch und trotzdem schön und gut ist. Fachliche Hilfe. Beschäftigung für Körper und Geist. Schreiben, ganz viel Schreiben.

„Nicht müde werden …“ – darin ist mir Hilde Domin ein Vorbild.

 

 

 

Was hilft Dir, nicht müde zu werden?

Wenn Du magst, schreibe ein Drabble (das ist ein Text mit genau 100 Wörtern)

Foto: © Erwin Grundler

 

 

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