THEMENGESCHICHTE 22: FRÜHER

„Früher war alles besser“ und „Ich will, dass alles so wird, wie es früher war!“

Das sind zwei Sätze, die mir in diesen Zeiten häufig begegnen. Und, wenngleich ich eine Ahnung habe, was diejenigen, die sie sagen, damit verbinden, weiß ich doch: Sie sind Ausdruck eines unmöglichen Wunsches. Früher war alles besser – das stimmt so natürlich nicht. Zutreffender ist sicher „Früher war alles anders“ – wobei das „alles“ eine Einschränkung vertragen kann.

Ich habe – schon als Kind – das Sprichwort „Erinnerung verklärt“ gehört. Und ich konnte im Lauf meines Lebens erkennen, dass darin eine große Wahrheit liegt. Denn Dinge verblassen und was einmal wichtig oder schwer oder besonders toll war, wird im Lauf der Zeit von anderem überdeckt.

Früher war alles besser – das ist Ausdruck einer Verunsicherung. Denn das, was war, das kennen wir, während Neues Unsicherheit schafft und ängstigen kann. So hat der Satz seine Berechtigung – allerdings darin, sich genauer anzuschauen, was mich ängstigt und zu überlegen, wie ich damit umgehen kann.

In dieselbe Richtung geht auch der Satz „Ich will, dass alles so wird, wie es früher war.“ Was war, ist vorbei und kommt auch nicht wieder. Möglicherweise kann ich wieder ähnliches erleben, aber die Uhr zurückdrehen geht nicht.

Deshalb: Ja, ich kann die Sätze verstehen. Und Nein, so wird das nicht werden.

 

 

 

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Foto: © Erwin Grundler

 

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