Themengeschichte 7: 100 Jahren …

|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG|
Letzter Beitrag:
https://mutigerleben.wordpress.com/2019/02/06/themengeschichte-6-erst-seit/

Habe ich als kleines Mädchen etwas von 100 Jahren gehört, war das für mich eine unvorstellbar lange Zeit. Die erste Berührung mit den 100 Jahren hatte ich über das Märchen Dornröschen. Ich kann mich erinnern, den 100-jährigen Schlaf, in den das 15-jährige Dornröschen fallen sollte, als etwas ganz furchtbares betrachtet zu haben.

Von heute aus verstehe ich das Denken und Fühlen der Judith von damals. Und gleichzeitig ist mir bewusst, dass 100 Jahre wie ein Wimpernschlag sind, wenn wir die Menschheits- und Weltgeschichte betrachten.

So wundert es mich auch nicht, dass wir – trotz aller Neuerungen und Frauenrechte – immer noch viel zu oft in alten Rollenbildern und Klischees denken. Sie sind über viele Jahrhunderte so tief in uns eingepflanzt – oder hinter einer Dornen(rosen)hecke verschwunden, dass es vermutlich noch eine ganze Zeit dauern wird, bis wir uns davon frei machen können. Und mit WIR meine ich in diesem Fall Frauen und Männer.

Jetzt höre ich schon wieder die Stimmen, die da sagen: „Ich bin noch nie benachteiligt worden, weil ich eine Frau bin“ oder „Ich kann es nicht mehr hören, wir sind doch längst gleichberechtigt“ oder „Was ihr bloß immer wollt“.

Ich sage es ehrlich: Nein, ich will diese Diskussion nicht schon wieder aufnehmen – ich kann nur sagen: Es stimmt eben nicht, dass Gleichberechtigung erreicht ist und keine Rollenklischees mehr vorhanden wären. Mag jede und jeder selbst schauen, wie und wo sie/er Beispiele dafür finden kann – und die, die das wirklich wollen, werden auch fündig.
Ich bin in diesem Zusammenhang neulich auf eine Studie gestoßen, die von „maLisa“ (Stiftung von Maria + Elisabeth Furtwängler) veröffentlicht wurde. Sie befasst sich damit, wie Frauen sich in den sozialen Medien darstellen. Diese Studie fand ich sowohl hochinteressant als auch sehr erschreckend, denn sie zeigt, wie sehr, vielleicht auch unbewusst, die alten Rollenbilder auch heute noch wirken.

Deshalb mache ich mir immer wieder bewusst, wie kurz 100 Jahre wirklich sind – und dass es an uns ist, Errungenschaften wie „Die Wahl haben“ nicht leichtfertig aufzugeben.

Ist Dir bewusst, dass "Die Wahl haben" Privileg und Pflicht
gleichermaßen ist?


Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch