Wenn Gott sich Dir zeigen würde, woran würdest Du ihn erkennen?

Sie würde vor mir stehen. Einen vollgepackten Rucksack mit Einkäufen auf dem Rücken. Den Zwillingsbuggy fest in der Hand. Zwei Kleinkinder – heiter, freudestrahlend und verspielt – ganz nah bei sich. Sie hätte müde Augen und dicke, lilafarbene Augenringe. Die mausbraunen, schulterlangen Haare wären zu einem kindlichen Pferdeschwanz zusammengefasst. Die pflegeleichte, braune Bluse hätte am Kragen einige kleine Milchflecke und sie trüge feste Schuhe, die sich zum Rennen eignen. Die Hände wären gerötet und rau, das Gesicht ungeschminkt und blass.

Dennoch hätte sie eine unfassbare Ausstrahlung, der ich mich nicht entziehen könnte. Mehr noch: Niemand könnte es. Wo sie auch hinkäme, die Menschen würden sich nach ihr umsehen. Sie verspürten den unbedingten Wunsch, ihr nahe zu sein. Die Menschen näherten sich ihr; angezogen von einer Menschenliebe, die greifbar ist.

Sie nähme sich Zeit für mich. Die Kinder hätte sie fest im Blick und mit den Ohren, den Augen und dem Herzen wäre sie trotzdem ganz bei mir. Mir nahe. Nichts entginge ihr. Kein Hauch von Bedenken oder Furcht. Kein Angsthauch. Keine Trugschlösser. Gar nichts. Alles, alles läge plötzlich offen vor uns. Meine Schattenkinder trauten sich ans Licht. Stellten sich vor sie hin, um sich trösten und beruhigen zu lassen.

Sie würde Ruhe, Würde, Gelassenheit, Leichtigkeit und Begeisterung versprühen und damit anstecken. In ihrem Beisein gäbe es kein Misstrauen, kein Fremdeln, nichts Ablehnendes. Nur Zuwendung, ehrliche Zuwendung.

Ihr Blick schenkte mir Hoffnung, ließe meine Zuversicht wachsen und streichelte meine Seele. Wie zarte Finger strichen Worte der Heilung über mich hinweg. Meine Zweifel und Unsicherheiten würde sie mit einer Umarmung umfangen und sie sagte: „Trau Dir und mir, meine Liebe! Du bist nie allein“.

Dann zwinkerte sie mir zu, sie würde meine Hand drücken, mich segnen – und sich der Nächsten zuwenden.

 

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