Wort zum Sonntag: Augenblicke

„Werd‘ ich zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön“. (J.W. von Goethe)

Mir scheint, der alte Goethe hat um die Kraft der Augenblicke gewusst. Denn es ist nicht das ganz große, das uns trägt: nein, was trägt, ist eine Sammlung von Augenblicken – schönen, berührenden, erfüllten Augenblicken, die sich zusammensetzen zu einem bunten Lebensbuch. Es ist gebunden, gestrickt, genäht aus unzähligen Augenblicken und meine Aufgabe ist es, sie wahrzunehmen. Ihnen Raum zu geben. Ihnen einen Platz einzuräumen. Einen Platz, der sie leben und atmen lässt. Und einen Platz, an dem sie sein können.

Augenblicke nähren mich. Die Seele wird weich, wenn ich sie mit Augenblicken fülle. Und sie strahlen aus mir heraus. Wenn ich sie lebe, die Augenblicke, sie wie einen Schatz halte und mit Liebe betrachte, dann wird mir bewusst, welche Qualität mein Leben hat.

Ja, Augenblicke sind es, die zu Erinnerungen werden. Wenn ich sie bemerke und vertiefe. Ob das die erste Blüte eines Mandelbaumes ist, eine Biene auf einem Löwenzahn, eine Weinbergschnecke, die an der Mauer haftet. Ob es sich um einen Sonnenstrahl handelt, der sich im Fenster spiegelt, um das Lachen eines Kindes oder um ein Lächeln im Vorübergehen – all das spielt keine Rolle. An mir ist es, diese Augenblicke wahrzunehmen und ihnen Bedeutung zu verleihen.

 

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Ich wünsche Dir einen gesegneten Sonntag mit vielen Augenblicken, die Du für Dich mit Bedeutung füllst.

Foto: © Judith Manok-Grundler, Überlingen

 

2 Kommentare
  1. Seelenstreusel
    Seelenstreusel sagte:

    Liebe Judith,
    ein zauberhafter und so wahrer Beitrag. Vielen Dank dafür. <3
    Es liegt bei jedem einzelnen, bestimmte (subjektiv) schöne Augenblicke wahrzunehmen, sie wertzuschätzen und ihnen Bedeutung zu verleihen, damit sie zu schönen Erinnerungen werden können. Davon lassen sich jeden Tag unzählige finden, wenn man denn die Augen dafür offen hält.
    Mein persönlicher ganz toller Augenblick heute gegen Mittag war, als ich im Komplexbiotop hier in der Nähe spazieren ging und ich völlig unbedarft nach links schaute. Dort stand ca. 20 m entfernt ein Reh in Schockstarre und schaute mich an. Ich schaute geschockt zurück und so standen wir da einige Sekunden, bevor das Reh dann weglief. Ein wahrer Seelenmoment. <3
    Ich wünsche dir einen wunderschönen Sonntag!
    Herzliche Grüße sendet Karina

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    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Karina,
      ich dake dir für deinen Kommentar. Freu mich, dass er dich anspricht und dir gefällt.
      Das, was ich da geschrieben habe, ist wichtig für die jetzige Zeit – und es war unter anderem am Freitagabend in der Schreibwerkstatt auch ein Thema. Ich glaube, viele machen sich zu wenig bewusst, welche Kraft daran liegt, den Augenblick wahrzunehmen.
      Wenn ich immer mal wieder höre „es ist alles immer gleich eintönig“, dann kann ich natürlich nachvollziehen, was damit gemeint ist – und doch wird mir ein wenig weh zumute, weil ich denke, das ist nur der eine Teil des Lebens. Insofern werde ich sicher immer wieder daran erinnern.
      Deine Augenblicksbeschreibung von der Begegnung mit dem Reh rührt mich. Ich kann den Schrecken nachvollziehen – und das Auskosten des Seelenmoments.
      Liebe Grüße
      Judith

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