Wort zum Sonntag: Die kanaanäische Frau

Heute erzählt uns das Evangelium eine Geschichte, bei der ich immer wieder ins Schleudern gerate. Das Verhalten Jesu der verzweifelt bittenden Frau gegenüber ist mehr als harsch – es grenzt an eine Respektlosigkeit, die mich erschreckt. Und dennoch: Es wird einen Grund geben, weshalb sie erzählt wird.
Sicher, es gibt die unterschiedlichsten Ansätze, sie auszulegen – und so ist es nicht verwunderlich, dass sie für alle möglichen Sichtweisen benutzt werden kann. Fakt ist – und daran lässt sich nicht deuteln – Jesus bleibt nicht bei seiner ablehnenden Haltung, sondern er erkennt an, dass die Frau im Recht ist; deshalb hilft er ihr und heilt die Tochter der fordernden Frau.
Mir hat es diese Frau angetan: Diese Frau, die sich nicht in die Verzweiflung fallen lässt (was ich durchaus nachvollziehen könnte). Nein, sie ist beharrlich – und, vor allem, sie ist klug. Sie hört zu. Sie lässt gelten, was er sagt und sie argumentiert auf seiner Ebene.
Letztlich geht es – für mich – um zwei Punkte: Zum ersten will sie, dass ihre Tochter gesund wird; welche Eltern könnten das nicht nachvollziehen? Zum zweiten geht es aber um einen „Verteilungskampf“ mit der Frage, wem steht was zu! Und an diesem Punkt ist dieses Evangelium hochaktuell.

 

Deine Hoffnung
möchte ich haben,
kanaanäische Frau –

Deine Hoffnung
geboren aus
Verzweiflung
kanaanäische Frau –

Deine Hoffnung
die dir
Kraft gibt und
deine Beharrlichkeit
stärkt
kanaanäische Frau –

Deine Hoffnung
möchte ich haben
die Hoffnung
die Widerstand leistet
trotz allem –

Deine Hoffnung
möchte ich haben
wenn
Fassungslosigkeit
droht
mich
ins Bodenlose zu stürzen –

Deine Hoffnung
möchte ich haben
kanaanäische Frau –
und
dein Vertrauen
ins
Dennoch.

 

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Text:  © Judith Manok-Grundler, 15. August 2020
Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

 

 

6 Kommentare
  1. Christine Schoch
    Christine Schoch sagte:

    Hallo liebe Judith,

    vielen Dank für Dein Wort zum Sonntag.
    Heute Morgen war ich im Münster in der Messe.
    Der (Gast)Pfarrer bezog diesen Text auch in seine Predigt ein. Er meinte, dass Jesus innehalten und von dieser beharrlichen „fremden“ Frau lernen konnte/musste, dass er für ALLE Menschen gekommen ist… ein verbindlicher Gedanke, finde ich.
    Mir ist diese Frau ein gutes Bild für Beherztheit, Mut und Vertrauen.

    Einen wunderschönen Restsonntag
    mit herzlichen Grüßen
    Christine

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