Wort zum Sonntag: Prüfet alles und behaltet das Gute (1 Thess 5,21)

Zur Jahreslosung 2025

 

Im Buch „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ wird von einer Begegnung mit einem „Scheinriesen“ erzählt.

 

„Guten Tag, ich heiße Herr Tur Tur und bin ein Scheinriese. Je weiter ich entfernt bin, desto größer sehe ich aus. Und je näher ich komme, desto mehr erkennt man meine wirkliche Gestalt.“

„Sie meinen“, fragte Lukas, „Sie werden gar nicht wirklich kleiner, wenn Sie näherkommen? Sie sind auch nicht wirklich so riesengroß, wenn Sie weiter entfernt sind, sondern es sieht nur so aus?“ „Sehr richtig.“, sagte Herr Tur Tur, „Daher bin ich nur ein Scheinriese.“

https://360-kompetenz.de/wp-content/uploads/2021/05/Die-Geschichte-von-Jim-Knopf-und-dem-Scheinriesen.pdf

 

„Je weiter entfernt ich bin, desto größer sehe ich aus.“ Dieser Satz trifft mich. Mitten ins Herz. Und der Kopf beginnt zu arbeiten. Schon taucht die Frage auf: „Kenne ich nicht auch <Scheinriesen> in meinem Leben?“ Und: „Kennen das nicht viele andere Menschen auch?“

 

Ich stutze. Halte inne. Erinnere mich an ein lang zurückliegendes Telefonat. Ich bekam eine Anfrage für einen Vortrag. Hatte große Lust darauf, bis ich hörte, es werden ca. 300 Menschen erwartet. Frauen und Männer. Sofort war da der Gedanke „Das kann ich nicht!“ Da ich den Termin und die Anfahrt noch mit Erwin klären wollte, erbat ich mir 24 Stunden Bedenkzeit. Und dann habe ich mich gefragt, was der Unterschied zwischen 100 und 300 ist. Um die 100 Menschen- das hatte ich ja schon des Öfteren gehabt. Allerdings waren das bisher ausschließlich Frauen.

In dieser Überlegung lag meine Antwort – und nein, es waren nicht die Rahmenbedingungen. Es war der <Scheinriese> mit dem Namen „Was, wenn ich nicht gut genug bin?“ Dahinter steckte die Angst vor Ablehnung und vor fehlender Anerkennung. Und die vor der Abwertung des Themas als „Frauenthema“, das Mann belächeln kann – wieder einmal. Als ich das für mich geklärt hatte, war die Zusage zum Vortrag kein Problem mehr.

Ich bin heute noch froh, dass ich damals nicht aus dem ersten Impuls heraus abgesagt hatte.

 

Wenn ich es mir genau überlege, gab es darüber hinaus manch andere <Scheinriesen> in meinem Leben – und es gibt sie auch heute.

„Prüfet alles und behaltet das Gute“ – das war damals kein bewusster Impuls. Doch ich habe genau das getan: Ich habe die Angst geprüft, mich ihr gestellt und die Herausforderung, das Gute, bestanden.

 

„Prüfet alles und behaltet das Gute“ – dazu lädt die Jahreslosung 2025 ein. Hinschauen. Ehrlich zu sich sein. Sich bewusst machen, um was es geht. Wissen, was ich kann und was meine Stärken sind. Und darauf vertrauen, dass ich nicht allein bin auf meinem Weg.

 

 

 

Welche Scheinriesen gab/gibt es in deinem Leben?

Einen gesegneten Sonntag wünsche ich dir.

Foto: © Erwin Grundler

 

 

4 Kommentare
    • Judith Manok-Grundler
      Judith Manok-Grundler sagte:

      Danke dir, liebe Helga, für deinen Kommentar.
      Das ist schön, dass ich dich ansprechen konnte. Mir war klar, dass wir die Erinnerung an die Scheinriesen immer wieder brauchen. Deshalb, herzlich gern.
      Liebe Grüße
      Judith

      Antworten
  1. Elfriede Möller
    Elfriede Möller sagte:

    Danke für deine Gedanken liebe Judith. Prüfen ist immer eine gute Wahl, auf alle Fälle, wenn genügend Zeit für das Prüfen gegeben ist. Die andere Wahlmöglichkeit ist, spontan zu entscheiden, sich auf das erste Gefühl verlassen und diesem Vertrauen. Ich persönlich bin beide Wege schon oft gegangen und es ist tatsächlich oft erst im Nachhinein möglich zu erkennen, welche Wahl die „richtige“ gewesen ist oder gewesen wäre. Liebe Grüße und einen sonnigen Sonntag wünscht Elfi

    Antworten
    • Judith Manok-Grundler
      Judith Manok-Grundler sagte:

      Liebe Elfi,
      danke für deinen Kommentar.
      Du hast sicher recht, dass es zwei Möglichkeiten gibt und auch ich habe die beiden schon des Öfteren genutzt.
      Gerade leben wir in einer Zeit, in der mir deutlich wird, dass es für mich gut ist, noch mehr zu prüfen als bisher. Und die Jahreslosung lädt mcih dazu ja auch ein.
      Liebe Grüße
      Judith

      Antworten

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