Wort zum Sonntag: Sehnsucht

Gestern habe ich eine Geschichte vorgelesen und per Video verschickt, die sich mit dem Thema „Sehnsucht“ befasst. Der Sehnsucht, die lange Zeit unter dem müssen, sollen, funktionieren, für andere da sein, Erwartungen erfüllen, vergraben war.

Juliane, die Protagonistin, begegnet ihrer Sehnsucht zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich unendlich kraftlos fühlt und merkt: „Das kann nicht alles gewesen sein!“ Und – wie das oft so ist, wenn Menschen ihre Sehnsucht tief in sich vergraben haben – wissen sie oft nicht, nach was sie sich sehnen. Ihre Sehnsucht, die mit ihr zu sprechen beginnen, weist sie darauf hin, dass sie sie finden kann. Wenn sie will. Wenn sie sucht. Wenn sie tiefer gräbt. Nach den Wurzeln sucht. Wenn sie aufbricht.

In der Geschichte steht Juliane vor einer Entscheidung. Geht sie die Treppe, vor der sie plötzlich steht und die gefährlich aussieht, hinunter?
Sie weiß – das sagt ihr der Verstand – es bleibt ihr gar nichts anderes übrig, denn den ganzen Weg zurück, das schafft sie kräftemäßig nicht mehr.
Es geht also nur noch vorwärts. Hinunter in die Tiefe. Und, wenn ihr scheinbar auch nichts anderes übrigbleibt, so trifft sie die Entscheidung: „Ja, ich gehe da hinunter, auch wenn ich den Weg nicht sehen kann“.

Haben wir nicht alle solch eine Sehnsucht? Ich bin davon überzeugt. Zumindest die Sehnsucht nach Annahme, Anerkennung und geliebt werden, Zugehörigkeit und wahrgenommen zu werden – die eint uns, weil sie zum Menschsein gehört.
Darüber hinaus gibt es sicher auch Sehnsüchte, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Und – auch das kennen viele Menschen: sie nehmen ihre Sehnsucht zwar sehr wohl wahr, wissen aber nicht, worauf sich die Sehnsucht richtet.

Was tun? Das ist unterschiedlich -von Mensch zu Mensch und von Situation zu Situation.

Was ich Juliane empfehlen würde:
Akzeptieren, dass die Sehnsucht in ihr ist.
Die Sehnsucht – bildlich gesprochen – auf einen Kaffee einladen und ihr zuhören.
Geduldig sein und sich selbst ernstnehmen.

 

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Wie siehst Du das?

 

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

4 Kommentare
  1. Regina (klatschmohnrot)
    Regina (klatschmohnrot) sagte:

    Ich fühle mich gerade ein wenig so, wie die Juliane in deiner Geschichte. Es kann kein Zufall sein, dass ich gerade heute auf diese Gedanken stoße, denn ich habe schon den ganzen Morgen über das Thema nachgedacht!
    Viele Grüße
    Regina, die auch vor der Treppe steht!

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  2. mutigerleben
    mutigerleben sagte:

    Liebe Regina,
    danke für deine Rückmeldung.
    Was du schreibst, finde ich spannend – die ersten vier Rückmeldungen, die ich auf die Geschichte gestern bekommen habe, gehen in diese Richtung. „Das Thema beschäftigt mich momentan und ich weiß noch nicht, was und wohin …“ so der Tenor.
    Ob ich geahnt habe, dass das Thema in der Luft liegt? Offensichtlich, denn letzten Samstag habe ich eine andere Geschichte für gestern ausgesucht – und diese gestern kurzerhand verworfen.
    Juliane stand vor einer Treppe, von der sie nur 10 Stufen sah – und sonst dunkel. Hinab in eine Schlúcht, ohne Geländer und Handseil. Und als sie um eine Biegung kam, entdeckte sie ein Tor, durch das ihr Licht entgegen leuchtete.
    Nur so als Ergänzung!
    Alles Liebe dir
    Judith

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