Wort zum Sonntag: „Wenn das Leben so kurz ist-warum tun wir so viele Dinge, die wir nicht mögen und so viele Dinge, die wir mögen, tun wir nicht ?“


Weil wir es so gewöhnt sind – könnte ich sagen. Damit wäre die Frage beantwortet. Theoretisch zumindest.
Ergänzen kann ich, um das Ganze zu verdeutlichen, zwei weitere Punkte:

  1. Weil wir es so gelernt haben.

  2. Weil unser Gehirn tut, was es kennt bzw. was es immer schon getan hat.

Ja, auch das ist richtig-und blendet gleichzeitig doch so vieles andere aus. Sind wir deshalb auf ewig ein Produkt oder Opfer unserer Erziehung? Dazu verdammt, ständig zu tun, was wir kennen, weil wir es so gelernt haben?

Mitnichten! Sicher ist, dass uns diese früh erlernten Meinungen, Denkmuster und Glaubenssätze, durchs Leben begleiten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir lernen können zu reflektieren, wozu wir tun, was wir tun-und gegebenenfalls eine Veränderung anzustreben. Das gilt vor allem für die Dinge, die uns zu schaffen machen. Schwer zu schaffen machen.
Eines davon ist – nicht nur, aber doch häufig unter Frauen verbreitet – die Schwierigkeit, NEIN zu sagen. Gerade dieses fehlende NEIN sagen können aber ist mitverantwortlich dafür, dass wir so oft tun, was wir (scheinbar) nicht wollen.
Mädchen und Frauen, die Lob bekamen, wenn sie nicht widersprachen oder nicht bockig waren oder höflich ich möchte bitte sagten statt ich will, wurden konditioniert auf Anpassung. Eigene Wünsche, eigene Ideen, Widerspruch und selber denken, das alles blieb dabei auf der Strecke. Und irgendwann hatten diese Mädchen verinnerlicht, dass sie nur Anerkennung bekommen für das, was sie sein sollen und nicht für das, was sie sind. Kein Wunder leben sie das auch heute noch so weiter.

Die Angst vor dem NEIN oder sich und die eigenen Wünsche zu zeigen und zu benennen, ist gekoppelt an die Angst vor Ablehnung, ungeliebt zu sein, nicht gesehen zu werden.
Nun könnte frau ja sagen: „Ok – Problem erkannt, Problem gebannt“. Das ist aber leider nicht so einfach, denn diese Angst ist tief verwurzelt. Und, da das Gehirn tut, was es kennt, wird auch die Angst immer weiterwachsen können.
Das eigene Denkmuster, das da lautet „ich bin nicht gut genug und nicht liebenswert“, das will gefüttert werden. Es ist wie ein gefräßiges Monster und wächst mit jedem: „Ich wusste immer schon, dass ich nicht liebenswert bin“ ein Stück mehr.

Wie also könnte frau aufhören, ihren Denkmustern zu glauben und sich stattdessen zu sagen: „Ab heute ist alles anders. Jetzt ist Schluss mit Anpassung und mich verbiegen“.
In der Tat-so einfach ist das nicht. Allerdings: die Erkenntnis, dassich mit einer Haltung, die mir schadet, aufhören will – die ist ein wichtiger Schritt. Denn im Erkennen, was ich tue und wozu ich es tue, liegt der Schlüssel zur Veränderung.

„Selbstliebe“ heißt der Schlüssel. Mit ihr kann ich jeden Tag beginnen. In kleinen Schritten. Mit Rückschritten. Mit Fortschritten. Mit Versuch und Irrtum.
Will ich lieben können – andere Menschen und das Leben – dann geht es nicht ohne Selbstliebe.

Du sagst: „Das ist schwer! Das geht nicht! Ich habe so viele Fehler und kann dieses nicht und jedes auch nicht!“
Dann sage ich: „Ja, und? Du bist du – -und so, wie du bist, bist du gut genug!“

Und ich empfehle dir, dir diesen Satz täglich zu sagen – am besten laut und vor dem Spiegel:

„Ich bin okay und so, wie ich bin, bin ich gut genug“!

 

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Wie siehst Du das?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

 

Bei Alexandra gibt es seit 1. September eine „Philosophie Challenge“. Manchmal werde ich da sicher mitmachen.
Hier https://gedankenfluege.ch/wenn-das-leben-so-kurz-ist-warum-tun-wir-so-viele-dinge-die-wir-nicht-moegen-und-so-viele-dinge-die-wir-moegen-tun-wir-nicht/ kommst Du zum Beitrag von Alexandra.

4 Kommentare
  1. Wortverdreher
    Wortverdreher sagte:

    Gut genug? Gut genug für was? Das klingt für mich wie eine Einschränkung. Wie ein Maßstab, am dem man/frau gemessen wird, wie gut man/frau ist. Aber wer wagt es denn, andere zu vermessen und deren Güte zu bestimmen. Ich finde man/frau ist nicht gut genug sondern gut. Das ist ein feiner Unterschied. Und: Man sollte einfach viel öfter den Sprung ins kalte Wasser wagen!
    Einen schönen Sonntag wünscht
    Christian

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Lieber Christian,
      danke dir für deinen Kommentar.
      Ja, es kann wie eine Einschränkung klingen.
      Ich meine aber etwas anderes – und das wird hier vielleicht nicht ausreichend deutlich. In der Arbeit vertiefe ich diesen Satz im Gespräch.
      „Gut genug“ heißt – du bist ok, so wie du bist und kannst aufhören mit Optimierungswahn und Perfektionismus und immer besser – und mit Abwertung und kleinmachen.
      Weißt du, was ich meine und weshalb ich das „genug“ gern dazu setze?
      Abendgrüße zu dir
      Judith

      Antworten

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