#Writing Friday: Auf dem Weihnachtsmarkt

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Hier kommt ein neuer Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/category/meine-wochenaktionen/writing-friday/, den ich bei  https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute lautet die Schreibaufgabe für mich: „Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: Karussell, Zimtschnecken, bitterkalt, grosse Augen, Liebe

 

Carla steht auf dem Gehweg. Sie hat die Mütze tief in die Stirn gezogen und den Schal mehrmals um den Hals gewickelt. Die Hände mit den roten Handschuhen steckt sie in die Jackentaschen, denn seit Tagen ist es bitterkalt. Der Wind heult durch die Straßen und das Licht der Sterne, die zwischen den Häuserreihen über der Straße hängen, flackert.

Carla steht und wartet. Sie weiß, dass sie nicht alleine hinausgehen darf. Sie hat es ihrer Mutter auch versprochen, aber ihr ist so langweilig. Denn 3. Tag in Folge muss ihre Mama jetzt von 12.00 – 21.00 Uhr arbeiten. Der Papa ist im Lastwagen unterwegs und kommt erst zum Wochenende nach Hause und die Tagesmutter ist krank. Sonst kann Carla nirgends hingehen. Carla hat wirklich versucht, brav zu sein. Sie hat sich die vorbereitete Mahlzeit in der Mikrowelle warm gemacht und nach dem Essen die Küche aufgeräumt. Sie hat die Schulaufgaben erledigt, für Mama und Papa ein Weihnachtsgeschenk gebastelt, ein Hörbuch gehört und das Waschbecken geputzt. Eine ganze Weile ist sie am Fenster gestanden und hat mit großen Augen hinausgeschaut. Und es dauert immer noch vier Stunden, bis Mama kommt. Mindestens.

Carla fällt ein, dass ein paar Mädchen aus der Klasse sich für 17.30 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt verabredet haben. „Also, los“, sagt sie, „vielleicht finde ich sie ja. Schnell läuft sie Richtung Stadtmitte. Angst hat sie nur ein bisschen, schließlich ist sie schon achteinhalb Jahre alt. Sie biegt ein paar Mal nach rechts und links ab, überquert ganz vorsichtig zwei große Straßen – und steht bald vor dem Eingang des Weihnachtsmarktes. Bratwurstduft liegt in der Luft und mischt sich mit vielen anderen Düften. Es ist voll. Viele Menschen drängen sich in den Gassen zwischen den Buden.Carla hält ihren Geldbeutel gut in der Jackentasche fest. 3,00 Euro von ihrem Taschengeld hat sie eingepackt. Langsam geht sie durch die Gassen. An manchen Buden kann sie nichts sehen, weil sie nicht groß genug ist. Aber sie findet Strickschals, Mützen und Socken. Sterne aus Glas. Marmelade und Honig. Kerzen in allen Größen und Farben. Es gibt gebrannte Mandeln und Erdnüsse, Zuckerwatte, Magenbrot, weiß-rot-grüne Zuckerstangen. Krippenfiguren aus Holz. Bunte Tücher. Gürtel und Taschen. Weiße und bunte Engel mit und ohne Flügel. Carla geht am Karussell vorbei, das Weihnachtslieder dudelt und sich ohne Unterlass dreht. Sie hört Lachen und sieht Menschen miteinander reden. „Wenn ich nicht allein wäre, würde es mir noch besser gefallen“, denkt sie.

Auf einmal merkt Carla, dass sie Hunger hat. Während sie noch überlegt, was sie essen will, sieht sie eine Bude, vor der eine lange Schlange wartet. „Was es da wohl gibt?“, fragt sie sich. Schon bevor sie da ist, riecht sie es. Dort gibt es Zimtschnecken. Es ist Carlas allerliebstes Gebäck. Schnell stellt sie sich hinten an der Schlange an. Fuß um Fuß rückt sie vorwärts. Und endlich, endlich ist sie an der Reihe. „Na, Kleine, was willst du?“, fragt die Verkäuferin. Carla stellt sich aufrecht hin. „Eine Zimtschnecke, bitte“, antwortet sie. Die Verkäuferin nimmt eine Schnecke und schlägt sie in ein Blatt Papier und hält sie Carla hin. „Macht 3,50 €!“ Carla wird rot. „So viel Geld habe ich nicht dabei, ich habe nur 3,00 €“, sagt sie leise. „Sie kostet 3,50 €“. Die Verkäuferin sagt es laut. Carla sucht in ihren Jackentaschen, ob sie nicht noch ein Geldstück findet. „Geht das noch lang da vorne?“, murrt einer aus der Schlange hinter ihr. „Ja, macht weiter“, fällt eine Frau ein. Jetzt fällt Carla auch noch der Geldbeutel aus der Hand. Neben sich hört sie es kichern. Da stehen sie, ihre Schulkameradinnen. „Typisch Carla, immer so tollpatschig!“, ruft eine von ihnen. Die Mädchen lachen. Hinter ihr wird gemault. Die Verkäuferin sagt: „Wenn du nicht zahlen kannst, mach Platz“ und legt Carlas Schnecke zurück. Über ihren Kopf hinweg bedient sie ihre Kunden weiter.

Mit gesenktem Kopf schleicht sich Carla aus der Reihe. Die ersten Tränen rollen ihr über die Wangen. So schnell sie kann, läuft sie durch die Gassen. „Weg hier, nur weg!“ Schon hat sie den Markt verlassen. Da hört sie es plötzlich laut rufen. „He, Kleine, warte mal. Mensch, Mädchen, bleib doch stehen“. Sie dreht sich um. „Meint der mich?“ Ein junger Mann kommt mit großen Schritten auf sie zu. „Keine Angst, ich tue dir nichts. Schau, ich habe dir eine Zimtschnecke gekauft, du hast so traurig ausgesehen, als du gemerkt hast, dass dein Geld nicht reicht. Und Weihnachten ist doch das Fest der Liebe. Bitte schön, eine „Liebes-Gabe“ für dich. Lass es dir schmecken. Frohe Weihnachten“. Er bückt sich. Schaut Carla in die Augen. Reicht ihr die Zimtschnecke. Dann ist er weg.

Und Carla. Carla geht nach Hause. Voller Freude. Mit Weihnachtsgefühl im Bauch. Dankbar. Und sie könnte schwören, dass es über dem Kopf des jungen Mannes kreisrund und golden geglitzert hat.

 

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Was fällt Dir zu den Wörtern ein?


Text: © Judith Manok-Grundler
Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch

 

9 Kommentare
  1. elizzy91
    elizzy91 sagte:

    Eine schöne Geschichte über eine mutige Carla! Ich war richtig traurig hatte sie zu wenig Geld dabei umso schöner fand ichs dann wie du die Geschichte weiter geschrieben hast! Und wirklich toll, wie du die Wörter mit eingeflochten hast!

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  2. blaupause7
    blaupause7 sagte:

    Schade, dass es nicht jemand aus Carlas Klasse war – vielleicht ein anderes Mädchen… Etwas von Fremden anzunehmen, hätte mich an Carlas Stelle so ziemlich in die Bredouille gebracht.

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    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Oh ja, liebe Blaupause, mich auch. Das fällt mir auch heute noch schwer.
      Und deshalb habe ich bewusst offen gelassen, ob Carla die Zimtschnecke isst. Das erschien mir auch gar nicht so wichtig, wichtig war das Weihnachtsgefühl im Bauch. Und der Goldglitzer…
      Abendliche Grüße zu dir, mit einer Prise Wunder,
      Judith

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