#Writing Friday: Die Warnung
David übt. Er ist so besessen von der Walpurgisnacht, dass er sich sogar eine berufliche Auszeit genommen hat. „Das wäre doch gelacht, wenn ich es nicht schaffen würde – ich bin schon so weit gekommen. Unglaublich, aber inzwischen kann ich sogar schon 30 km auf dem Besen fliegen“. Klar, ein wenig muss er noch üben. Gestern wäre es fast zu einer Kollision mit den Flügeln der Windmühle gekommen. Er hat es aber geschafft, in letzter Minute auszuweichen. Auch ein Zusammenstoß mit einer fliegenden Eule ging für beide Seiten glimpflich ab.
Je näher die Walpurgisnacht rückt, desto nervöser wird er. Er hat nicht vergessen, was letztes Jahr passiert ist. Deshalb hat er auch einen Zauber geübt, der ihn aussehen lässt wie all die anderen Hexen. Bisher hat er noch jedes Mal zu seiner vollsten Zufriedenheit geklappt. Die letzten Tage und Nächte verbringt er mit unzähligen Übungsstunden. Er übt das Fliegen und landen. Das Auf und ab. Das Drehen und den Rückwärtsflug – und vor allem: den Tanz.
Endlich ist es soweit. Nur noch sechs Stunden, dann ist Walpurgisnacht. David liest noch einmal im Buch, was er nicht vergessen darf. Er schreibt sich einen Spickzettel. Vergewissert sich, dass er nichts vergessen hat. Fliegt los. „Heißa, Walpurgisnacht, jubelt er, als er am Brocken angekommen ist.
Dieses Mal sucht er sich einen noch größeren Findling als Versteck und wartet geduldig und leise auf die Ankunft der Hexen. „Und denk daran“, ermahnt er sich, als er die ersten Hexen zischend heranfliegen sieht, „du musst nach der roten Kröte Ausschau halten. Wenn die genau vor dir sitzen bleibt, kommst du nicht mehr weg, sondern verwandelst dich in einen großen Stein“.
Hexe um Hexe kommt. Es kreischt und lacht und schrillt. Töne fliegen durch die Luft. Verstummen. Kehren als Echo wieder. Schon züngeln Flammen am großen Holzhaufen. Aus der Höhe ertönt Musik. Die ersten Hexen beginnen zu tanzen. Erst als auch die Wächterinnen sich zum Tanz ums Feuer begeben, sagt David leise seinen Zauberspruch. <Schwupps>, schon sieht er aus wie eine von ihnen. Stumm mischt er sich unter die Tanzenden. Er springt und hüpft. Dreht sich wie ein Kreisel. Reißt die Arme in der Luft. Macht Bocksprünge über seinen Besen. Er wirbelt ums Feuer – in großen und kleinen Kreisen – und er achtet darauf, nur ja keinen Laut von sich zu geben.
David ist so begeistert, entflammt und voller Leidenschaft, dass er gar nicht bemerkt, wie es um ihn herum stiller wird. Und dann, als ihm bewusst wird, dass die Hexen einen großen Kreis um ihn bilden, ist es zu spät. Er sieht auf. Direkt in die schwarzfunkelnden Augen einer riesigen, roten Kröte. Ein lautes Donnergrollen kommt aus ihrem Maul. Die Erde bebt. Blitze zucken durch die Nacht. Es knallt und schreit und geifert und keift.
Ein Ruck läuft durch ihn durch. Er spürt, wie von den Füßen her Kälte, Starre und Härte aufsteigen. „Die Warnung im magischen Hexenbuch war nicht gelogen“ ist sein letzter Gedanke. Dann wird es dunkel.
„Wann werden sie endlich begreifen, dass sie nicht zu den Eingeweihten gehören?“, unkt die Kröte. Sie hebt ihren Fuß und der riesige Findling schwebt durch die Luft, bis er neben all den anderen Findlingen seinen Platz findet. Davids Besen fliegt ins Feuer, wo er zischend verbrennt. Und die Hexen tanzen kopfschüttelnd um die Findlinge herum.
|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG UND VERLINKUNG, UNBEZAHLT|
Wie hättest Du die fünf Wörter untergebracht?
Foto: © Erwin Grundler, Überlingen
Hier kommt ein Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/category/meine-wochenaktionen/writing-friday/, den ich bei https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute habe ich mich dafür entschieden: Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter mit ein: Warnung, unglaublich, Windmühle, vergessen, gelogen.
Die Strafe für Spione ist immer hart!
Tja …
Und Warnungen hatte er ja genug, gell!
Herzliche Grüße
Judith
Sehr spannend!
Ich danke dir sehr. Freut mich, liebe Myriade.
Herzlich
Judith
Liebe Judith,
das hat so vielversprechend angefangen, doch dann hat David ein steinernes Ende gefunden… Ein bisschen hat es mich dann an eine Sage erinnert. Ich komme ursprünglich aus dem Harz und bin mit all den Sagen dort aufgewachsen, von daher kann ich mir gut vorstellen, dass es ähnliche Geschichten um einige Findlinge geben könnte. :D
Liebe Grüße
Alina
Liebe Alina,
danke für deine Rückmeldung. Ich kenne keine Sagen über oder zum Brocken, aber das wäre spannend, mich da mal ein wenig umzutun.
Liebe Grüße
Judith
Vielleicht kein Happy End aber ein sehr passendes Ende. Mich erinnert es auch an alte Sagen.
Danke dir, Katharina. Das finde ich auch.
Schönen Abend,
Judith
Tolle Geschichte! Wahrlich sagenhaft! 😘
Vielen lieben Dank, das freut mcih sehr.
Herzlich
Judith
😘
Danke dir, schlaf schön.
Judith
Eine tolle Geschichte, die mir Gänsehaut beschert hat. Was für ein Ende! :-)
Liebe Grüße
Karina
Liebe Karina,
Ganz lieben Dank für die Rückmeldung. Dann ist meine Idee ja aufgegangen.
Sonnige Grüße
Judith